Nicht das was es sein soll

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flocke-elsa Avatar

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Zu aller erst, wenn du dieses Buch noch lesen möchtest, dann solltest du hier nicht weiterlesen.
Denn während ich mich hier vermutlich noch in Rage reden werde, könnte es gut sein, dass ich den ein oder anderen Spoiler raushole.

Zusammenfassung:
Normalerweise würde hier ungefähr der Klappentext des Buches stehen, nur in eigenen Worten.
Leider ist der Klappentext dieses Buches nicht mal ansatzweise dass, worum es in dem Buch geht.
Im Großen und Ganzen geht es in dem "angepriesenen" Enthüllungsbuch lediglich um das Leben von RoseMcGowan.
Es handelt sich also viel mehr um eine Biografie, die von ihrer Kindheit hin zurzeit in Hollywood und ihrer jetzigen Gegenwart erzählt.

Meine Meinung:
Was ich aus diesem Buch mitgenommen habe: mach als Frau den Mund auf und sag was du sagen willst und was du zu sagen hast. Und genau das werde ich jetzt auch tun. Ich fand dieses Buch wirklich schlecht. Schlecht nicht, weil es eine schlechte Story erzählt hat oder weil es langweilig war. Nein, an sich kann man schon sagen, dass Teile des Buches wirklich interessant waren. Aber wenn ich mir ein Buch aussuche, auf dem angepriesen wird: "Enthüllungsbuch" und "...wie ich mich aus einer Sekte befreie und mein Leben zurückerobern konnte" dann möchte ich auch genau das lesen. Von einem Buch, das "Mutig" heißt, möchte ich wissen: Wie kommt diese Person darauf, dass sie mutig ist? Was tut sie, um mutig zu sein? In wie fern kann sie von sich selbst behaupten das sie mutig ist? Wie begründet sie das?
Nichts davon und zwar rein gar nichts wurde in diesem Buch aufgegriffen.

Die ersten hundert Seiten ging es um ihre Kindheit, wo alles schlecht war, ihr Vater sie misshandelt hat, sie immer von Mutter zu Vater zu Mutter zu Vater gewechselt ist, wobei sie bei ihrer Mutter durch die wechselnden Männer auch Misshandlung erfahren hat. Zwischendurch hat sie dann nochmal Drogen genommen und kam dann zu ihrem Freund... War sie bis hierhin in irgendeiner Weise mutig? Nein. Sie war ein bockiges, ausreißendes Kind, dass höchstens mal aufmüpfig war sich aber meistens eher untergeordnet hat. Ja es war wirklich ein scheiß Anfang ins Leben und niemand sollte so behandelt werden, dass möchte ich nicht bestreiten, aber von Mut kann hier keine Rede sein.

Die nächsten 100 Seiten. Hier kommt sie zu ihrem Freund, der sie wie sollte es anders sein misshandelt. Irgendwann ist sie dann magersüchtig und kommt dann nach Hollywood, wo sie dann auch misshandelt und sogar vergewaltigt wird. Und auch hier die Frage, tut sie etwas dagegen? Nein. Sie nimmt es hin, aus Angst. Sie zeigt ihren Vergewaltiger nicht an sondern lebt damit. Auch hier sei gesagt, es ist ein scheiß Leben keine Frage und ich wünsche niemandem auch nur ansatzweise etwas so Grausames, aber von Mut ist hier definitiv auch nicht die Rede.

Nach knappen 240 Seiten (von 300 Seiten) wird sie dann gefeuert. Bumm. Und aus dieser Aktion heraus wird dann ihr großes Erwachen präsentiert. Von da an erzählt sie, wie sie auch mal ihre Meinung sagt. Ok, super. Finde ich toll. Ich bin immer ein Verfechter davon seine Meinung frei zu äußern. Aber es als "befreit" und "mutig" zu bezeichnen finde ich einfach falsch. Nicht SIE ist diejenige die sich von all dem entsagt. Sie reagiert nur auf die Situation. Das was sie selbst als falsch darstellt. Nur zu reagieren und nicht zu agieren. Viel mehr war es bei ihr aber auch nicht.

Und dann, dann kommt ja sowieso der Knaller des Buches. Sätze wie: "ein Beispiel dafür, dass Männer immer einen Freipass bekommen...", "An Männer im Allgemeinen, Ich denke, es ist höchste Zeit, dass ihr einen gründlichen Blick in den Spiegel werft. Euresgleichen ist Gefahrenquelle Nummer eins für Frauen und Kinder. Ihr seid die Gefahrenquelle Nummer eins für Tiere und für unsere Pflanzen. Euretwegen sind wir vom Aussterben bedroht. Ihr seid der Hauptgrund dafür, dass es Kriege gibt, Massenmorde, Vergewaltigungen, Missbrauch, Folter und eine Fülle anderer Missstände. Mit anderen Worten: Das Problem liegt bei euch...".

Was? Ich meine ich bin wirklich niemand der blauäugig durch die Welt läuft und der Meinung ist Frauen sind gleichberechtigt und nicht in vielerlei Hinsicht auch das "schwache" Geschlecht wie es so schön in der Gesellschaft heißt, aber so einen Bullshit habe ich lange nicht gehört.
Ich, als junge Frau, die genau in dieses Schema gehören würde, das Rose beschreibt, war so unglaublich sauer nach diesen Zeilen. Für mich klingt das nach einem Rachefeldzug gegen alle Männer. Und das finde ich falsch. Natürlich gibt es Scheißkerle auf der Straße, und sie hatte anscheinend das Pech jeden von ihnen zu treffen. Aber etwas so pauschal zu sagen ist einfach falsch. Nicht jeder Mann ist ein Arsch und nicht jede Frau eine Heilige. Es gibt auch genügend Männer, die misshandelt werden oder unterdrückt.
Und dann, ja wirklich ganz am Schluss wurde mir klar, dass das alles zwar als Biografie aufgeschrieben wird, an sich aber einfach ein Buch einer Feministin ist, die von allen Männern erwartet "Ändert euch" und "An alle Männer und Frauen: Ihr alle könnt feministisch denken." Und ich finde Feminismus ist eine gute Sache. Ich denke selbst das Frauen Gleichberechtigung erfahren sollten und nicht als "schwaches, untergeordnetes Geschlecht" gelten sollten. Aber nicht so. Dafür die Männer für alles Böse verantwortlich zu machen und zu erwarten, dass sie die Frauen ab jetzt in den Himmel heben ist genauso Ungleichberechtigung wie jetzt. Nur zum Opfer eines anderen.

Fazit:
Als reine Biografie über Rose hat die Geschichte wirklich tolle Passagen. Ich finde einiges ziemlich interessant und habe mir auch häufig Zusatzinformationen oder Bilder beim Lesen besorgt.
Vermarktet wird es allerdings als etwas komplett anderes und davon ist in diesem Buch keine Spur.
Im Großen und Ganzen ist das ein Buch über Feminismus und die Aufforderung diesen zu fördern. Was an sich ein großartiger Ansatz ist. Aber nicht so wie es hier umgesetzt ist.