Durchgequält...

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...habe ich mich leider durch das Buch. Dabei finde ich die Idee, die hinter allem steht, sehr gut. Schon U. Kühne hat 2006 bewiesen, dass "Mutige Menschen" uns einiges lehren können und eine biografische Darstellung Spaß machen kann.
Nürnbergers Buch erstaunte mich allein durch seine Aufmachung: in Schule und Universität wird man des öfteren auf ähnliche Buchformate stoßen. Im Anhang findet man einige Literaturzitate und ich spreche dem Autor nicht ab, sich grundlegend und umfassend informiert zu haben; das hat er wirklich und das gefiel mir sehr gut. Doch ich war schon etwas enttäuscht, dass es darüber nicht wirklich hinaus gegangen ist.
Nürnberger beginnt sein Werk mit einem Vorwort, in dem er anhand des Beispieles seiner Katze "Mut" und das Phänomen des "Über sich hinauswachsens" darstellt. Etwas befremdet hat mich das schon, da das Tier sicher eher instinktiv, denn überlegt oder die Situation hinterfragend/ reflektierend reagiert und ob man diese Situation(en) dann mit den dargestellten Personen des Buches vergleichen kann, ist fraglich. Aber schon hier im Vorwort wird Nürnbergers Auffassung zum Thema klar, was gut ist, da man die "Biografien" dann auch ganz anders liest. Wertfrei ist jedenfalls keine davon. (Was sie auch nicht müssen.)
Viele der nun folgenden Personen sind bekannt oder sollten es zumindest sein (für jene Leser, die sich für Politik und Weltgeschehen interessieren, bietet das Buch wenig Neues). Und das ist ein großer Pluspunkt des Buches: In kurzen Happen bekommt man etwas serviert, das man sich, bei Gefallen, in größeren Portionen bestellen könnte. So erfährt man etwas über unterschiedliche Menschen, die man eventuell zuvor nicht gekannt hat und über die man nun mehr erfahren möchte. Für Leser, die wenig Biografien lesen, eine wunderbare Sache, ähnlich einer Anthologie.
Dabei geht es gar nicht so sehr um die Personen selbst, sondern eher ihre Taten und deren Auswirkungen. Alice Schwarzers Darstellung endet beispielsweise 1977, mit der Gründung der Zeitschrift "Emma". Bis ins Jahr 2008 reichen aber schon noch einige Järchen mehr. An diesem Beispiel dann auch meine Erwartung, da Frau Schwarzer ja noch lebt und wirkt (!), etwas mehr als Literaturverweise vorgesetzt zu bekommen.
Was mich interessieren würde ist, wie Nürnberger auf diese Anordnung gekommen ist; eine zeitliche Auflistung hat er jedenfalls nicht angestrebt. Seine Darstellungen greifen auch ineinander, beziehen sich aufeinander. Meine Hoffnung dabei, dass es nicht nach "Wichtigkeit" der Taten oder nach "der mutigsten davon" geht. Das wäre dann doch ziemlich subjektiv.
Das Buch passt in unsere Zeit, die schnellebig und voller Informationen ist. Auf einen einzigen Blick wird man (nicht zu kompliziert, klar!) über viele verschiedene Dinge aufgeklärt, wenn diese auch oft recht einseitig bleiben und einer gewissen Grundsätzlichkeit des Autors dienen. Der im übrigen Physiklaborant, Leutnant, Student der Theologie, Philosophie und Pädagogik war und dann eine journalistische Laufbahn einschlug.
Das Buch ist für jeden etwas, der einen kleinen Überblick haben möchte. Dieser Lesertyp sollte allerdings dann nicht davon ausgehen, umfassend über die betreffeneden Personen informiert worden zu sein. Dazu bedarf es dann einer "richtigen" Biografie.
Es ist auch etwas für junge Leser, die Sprache ist locker und lässt sich flüssig und schnell lesen. Dies und das Format lassen das Werk sicher bald in vielen Schulen und Bibliotheken stehen. Und natürlich ist es etwas für Leser, die Nürnbergers Auffassung(en) teilen, sie werden voll auf ihre Kosten kommen und nach der Lektüre sicher beruhigt(er) schlafen gehen, vielleicht sogar selbst darüber nachdenken, die Welt zu verbessern. Ob sie es dann wirklich tun ist die andere Frage.