Erfahrungsberichte mit Unterton

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anna_banana Avatar

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Fünfzehn Autorinnen haben für dieses Buch kurze persönliche Geschichten und Erzählungen verfasst, die unten dem Titel „Mutter werden. Mutter sein.“ zusammengefasst sind. Der Untertitel lautet: Autorinnen über die ärgste Sache der Welt.

Herausgeberin Barbara Rieger beginnt mit einem einseitigen Vorwort. Es folgt eine erste Erzählung von ihr über das „Natürlichste der Welt“, in der sie auf den Geburtsvorgang eingeht, das OB, FALLS und WENN anspricht, Vorurteile und „Stolpersteine“ aufzählt, die im gesellschaftlichen Konsens hörbar sind, wenn es um die Themen „Kinder bekommen“, „Mutter werden“, „wer kümmert sich“ und so weiter geht. Sie schreibt in kurzen Sätzen, interessant und hinterfragt kritisch. Jedoch bleibt es eher eine leicht negativ gefärbte Beschreibung, als (beispielsweise) ein Spiel mit Argumenten.

Weitere Texte von den anderen Autorinnen sind jeweils verschieden aufgebaut und angegangen wurden. Gemein ist den meisten, dass eine Unzufriedenheit vorherrscht, die sich mit dem Unverständnis der Allgemeinheit gegenüber der individuellen Mutterrollen auseinandersetzt. Es wird insofern mehr Toleranz und Miteinander gefordert. Wobei ich meine, zwischen vielen Zeilen ein Wehklagen herausgelesen zu haben.

Vorhanden sind Berichte über aktuellere Erfahrungen mit den eigenen Kindern im Corona-Lockdown. So werden zum Beispiel Pubertät und Wechseljahre gegenüber gestellt. Aber auch die skurrile Erfahrung mit der eigenen Mutter, die in diesem Zusammenhang keine klassisch fürsorgliche Rolle einnahm, ist zu finden. Ob MIT oder OHNE Partner, was eine „gute Frau“ ist, wie es sich anfühlen kann, Kinder adoptiert zu haben und auch der Versuch, die kindliche Perspektive einzufangen, sind durch die Worte der Autorinnen, die ihre Gedanken dazu zu Papier brachten, in dem Buch zu finden. Hier fand ich durchaus spannende Blickwinkel, die ich so bisher nicht sah.

Dabei finde ich es wichtig zu erwähnen, dass alle Frauen den Beruf der Schriftstellerin ausüben und aus ebendieser Perspektive zu den Lesenden sprechen.

Für mich ist dieses Buch eher ein Buch von Müttern für Mütter. Gewünscht hätte ich mir ein Buch von Müttern für Frauen, egal, ob bereits Mutter, MIT Kinderwunsch oder unentschlossen. Mir wurde insofern mitgeteilt, welche Vorurteile gesellschaftlich bestehen, welche Zeiteinbussen es geben kann (als Schriftstellerin), jedoch nicht, warum die Mutterschaft gewünscht war, was an ihr überzeugt und überwiegt.

Aus meiner Sicht eine interessante Sammlung, die mich aber leider an vielen Stellen nicht in meinem „Frau sein“ abgeholt hat, um mir die Welt der Mutterschaft als Potenzial näher zu bringen. Das „Mutter werden.“ im Titel hatte in mir diese Annahme getriggert.