Anders als erwartet

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Eine Mutter bringt ihre beiden Kinder in den Wald und erstickt sie. Der Junge stirbt, das Mädchen überlebt wie durch ein Wunder. Die Verhandlung ist spektakulär und die Öffentlichkeit hat ihr Urteil schon gefällt. Die Gerichtsreporterin Kiki Holland will unbedingt die Hintergründe für die Tat herausfinden, weil sie einfach nicht glauben kann, dass diese Frau schuldig ist, und beginnt zu recherchieren. Nach und nach kommt sie der Wahrheit auf die Spur. Und die hat keiner erwartet!

Kiki war mir quasi von Anfang an sympathisch. Sie hat eine interessante Art, kleine und witzige Macken und vor allem einen Riecher für Menschen, wodurch sie mehr erfährt als andere. Die kleine romantische Nebengeschichte ist ein bisschen ein Sahnehäubchen, das nicht zu stark betont wird. Ein wenig drüber sind aber die vielen weiteren Klischees, die dieser Krimi bedient. Das fängt bei Spitznamen an, geht über den schwulen besten Freund, vorbei an Freunde mit guten Verbindungen zu allem, was gerade benötigt wird, bis zu unfassbaren Zufällen bei Rettungen und Lösungen. Das ist streckenweise amüsant, nutzt sich dann irgendwann aber auch stark ab. Ihre Alleingänge und oft wirklich dummen Aktionen kosten mit der Zeit auch ein paar Sympathiepunkte. Da wird sie dann auch mal anstrengend.

Die Zeitsprünge strengen ebenfalls ein wenig an, da sie nicht chronologisch laufen, sondern wild durcheinander. So mag ich das dann doch nicht. Kurz vor Ende ist ein Fehler, der fast schon lustig ist, so unübersehbar müsste er für das Korrektorat gewesen sein. Aber das macht den Kohl auch nicht mehr fett. Mir fehlen hier ein paar gute Ermittlungen, mir sind zu viele Zufälle da und die Lösung selbst ist irgendwie auch nicht so wirklich befriedigend.

Lena Drieschner hat eine sehr angenehme Stimme, aber ihre Art der Betonung gefällt mir nicht immer. Zu sehr erinnert das dann gern mal an eine vorlesende Mutter (auch wenn der Text da nicht so passend ist).

Einen Justiz-Krimi kann man ihn eigentlich gar nicht nennen, denn die eigentliche Justiz hat super wenig Raum bekommen. Meine Kritikpunkte und der Fehler stammen vermutlich aus der Tatsache, dass Kim Selvig ein Autorenduo ist. Manchmal verderben viele Köche eben den Brei. Sorry, drei Sterne, mehr geht nicht.