Mitreißender Thriller, der leider nicht völlig überzeugt

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Ein kleiner Junge wurde brutal im Wald erstickt, seine ältere Schwester überlebte nur knapp. Die Mutter Sylvia Bentz steht nun acht Monate später für die Tat vor Gericht. Da eine Kollegin krankheitsbedingt ausfällt, soll die Gerichtsreporterin Kiki Holland über den Prozess berichten. Doch schnell kommen ihr Zweifel an der Schuld der Angeklagten und sie beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren.

Kim Selvigs Thriller „Mutterliebe“ entführt die Leserinnen und Leser in ein fesselndes Familiendrama voller Geheimnisse, Betrug und Lügen. Was treibt eine Mutter dazu, ihre eigenen Kinder zu töten? Durch Rückblicke erfährt man im Laufe der Geschichte immer mehr über die einst so angesehene Unternehmergattin Sylvia Bentz und kann in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen. So konnte ich ihre Beweggründe - sofern das bei einer solch schrecklichen Tat möglich ist - zumindest in Teilen nachvollziehen.
Der Schreibstil ist packend und liest sich sehr flüssig, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Mir ist beim Lesen nicht aufgefallen, dass dieser Thriller von einem Autor:innen-Duo verfasst wurde. Die Atmosphäre ist von Anfang an bedrückend und insbesondere die Schilderungen des Tathergangs während des Gerichtsprozesses haben mir einen kalten Schauer über den Rücken gejagt. Selvig ist es gelungen, die Spannung und das Tempo über die gesamte Geschichte hinweg aufrechtzuerhalten. Man fühlt mit der Protagonistin Kiki Holland mit, während sie immer tiefer in den Fall eintaucht und nach der Wahrheit sucht. Kiki ist eine mutige und versierte Reporterin, die sich trotz zahlreicher Einschüchterungsversuche nicht davon abhalten lässt, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Unterstützung erhält sie dabei von ihrem besten Freund Torsten „Torte“ Lewandowski und ihrer neuen Bekanntschaft Tom, dem „Maulwurf“. Und auch der Zufall greift Kiki bei ihren Recherchen so manches Mal helfend unter die Arme - für meinen Geschmack vielleicht ein wenig zu oft.
Insgesamt ist die Geschichte jedoch gut konstruiert und die Puzzleteile fügen sich nach und nach zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen, das schließlich zu einem überraschenden Ende führt. Leider hat sich auf den letzten Seiten noch ein gravierender Logikfehler in Bezug auf das Schicksal eines nicht ganz unbedeutenden Nebencharakters eingeschlichen. So etwas sollte bei einem großen Verlag nicht passieren und hat meinen positiven Gesamteindruck dann doch etwas gestört.

Mein Fazit: „Mutterliebe" ist ein spannender Justiz-Thriller, der mich von Beginn an gefesselt hat. Aufgrund des größeren Logikfehlers am Ende und ein paar glücklichen Zufällen zu viel, hat mich der Auftakt für Kiki Holland leider nicht vollständig überzeugt. So bleibt für einen möglichen Folgeband auf jeden Fall noch etwas Luft nach oben.