Spannend mit Thrillermomenten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
leselampe Avatar

Von

Das in nur drei Farben gehaltene Cover vermittelt sehr passend die düster-depressive Stimmung der Protagonistin Sylvia Bentz - einer Mutter, die ihren kleinen Sohn Linus getötet hat. Doch trägt sie für dieses unvorstellbare Verbrechen auch die Schuld? Dazu recherchiert Journalistin Kiki Holland, begleitet - ungewollt - den Gerichtsprozess für ihre Zeitung und bringt sich selbst mehrfach in Gefahr. Denn es gibt mächtige Personen, die eine Aufklärung der Tathintergründe verhindern wollen.

Kim Selvig - ein Pseudonym für die zwei Autoren Silke Porath und Sören Prescher - ist ein spannender Krimi gelungen, der Thrillerelemente mitbringt. Szenen, die im Gerichtssaal spielen, ziehen sich zwar durch, überwiegen aber keinesfalls, zumal Kiki Holland zeitweise vom Geschehen dort ausgesperrt bleibt. Der Journalistin spielen arg viele Zufälle in die Hände, die die Handlung und Falllösung vorantreiben. Gut gefallen haben mir die Einblicke in Kikis Privatleben, mit Tätowierer "Torte" und neuem Freund Tom, genannt "Maulwurf". Der Bezug zum Fall wird dadurch hergestellt, dass beide die Recherchen ihrer Freundin tatkräftig unterstützen.

Das über 430 Seiten starke Buch lässt sich dank flüssigen Schreibstils gut lesen, manches Mal ging es mir mit schnoddrig-umgangssprachlicher Ausdrucksweise zu weit; das häufige Fluchen der Journalistin hätte für meinen Geschmack auch nicht sein müssen. Die Struktur mit eingeschobenen Schilderungen, Gedanken und Träumen zu unterschiedlichen Zeitpunkten vor der Tat trägt wirksam zum Spannungsaufbau bei, vom Layout her sind diese Passagen unterstützend kursiv hervorgehoben.

Insgesamt ein durchaus lesenswerter Krimi mit Thrillermomenten, den ich trotz kleinerer Schwächen gern positiv bewertet hätte - wäre da nicht gegen Ende ein sehr grober inhaltlicher Schnitzer passiert. Aber von einer bestimmten Person in Untersuchungshaft zu sprechen und quasi im gleichen Atemzug zu schreiben, eben diese Person sei (zeitlich davor liegend) im Gerichtssaal bei einem Schusswechsel zu Tode gekommen, das ist überaus ärgerlich.