Vergessene, verletzte und verlorene Kinderseelen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
redcat Avatar

Von

Wow, das ist ja eine super Leseprobenüberraschung!
Von Nele Neuhaus wollte ich schon immer was gelesen haben, habe es aber immer auf die lange Bank geschoben. Das war ein Fehler, denn ich bin absolut beeindruckt und überzeugt von ihr, Spannung zu erzeugen. Der Schreibstil ist genial flüssig und packend. Man freundet sich schnell mit dem Thema an und kann sich in die Situationen und die Protagonisten hineinversetzen.
Das Thema ist sehr bewegend und teils auch schockierend und geht unter die Haut.
Ein 13-jähriger Heimjunge, ein Außenseiter, von den anderen wenig beachtet – wenn nicht sogar missachtet - ertränkt mit dem Gefühl der Genugtuung ein Mädchen und fühlt sich erhaben, da man diese Tat einem anderem Jungen, den er hasst, ankreiden wird.
Auf der anderen Seite ist eine junge Frau. Sie erfährt erst nach der Beerdigung ihrer Mutter im Gespräch mit ihrem Vater, der sie – Mutter und Kind – in frühester Kindheit, verlassen hat, dass ihre vermeintlichen Eltern gar nicht ihre leiblichen Eltern sind. Das muss schockierend und verletzend sein.
Wahnsinn! Irrsinn! Ich suche nach dem Zusammenhang dieser beiden Erzählelemente. Gemeinsam ist beiden, dass ein Leben mit einer Lüge bewältigt werden muss/musste.
Ich bin gespannt, was für Verstrickungen aufgezeigt werden. Spannung und Nervenkitzel garantiert.

Mir hat gut gefallen, dass sämtliche Protagonisten am Anfang des Buches aufgelistet werden. So kann man sich schon mal auf die Personenvielfalt einstellen.

Das Cover mit dem auf einem kahlen Baum sitzenden, flügelschlagenden Storch gefällt mir gut. Es ist leicht düster (Abenddämmerung) und zeigt, dass es sich um eine finstere Geschichte handeln muss. Auch der Titel gefällt mir. Muttertag ist ja eigentlich was Schönes, aber hier scheint das Böse diesen Tag zu beherrschen!