Fesselnd bis zum fulminanten Finale

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amara5 Avatar

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"Muttertag" ist bereits der neunte Band der Taunuskrimi-Reihe, aber es war mein erster Krimi von Nele Neuhaus - ich bin begeistert und kann jetzt den Hype um die Kriminalroman-Autorin verstehen.

Der 84-jährige Theodor Reifenrath wird erst mehrere Wochen nach seinem Tod in seinem großen Anwesen gefunden - samt seinem Hund, der eingesperrt in einem Zwinger fast verhungert wäre. Was aussieht wie soziale Verwahrlosung, wird für Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein bald zu einem aufreibenden Serienmörder-Fall, denn unter dem Zwinger finden sie menschliche Leichenteile von vier jungen Frauen - Rechtsmediziner Henning Kirchhoff kann einige der Opfer identifizieren. Allesamt bargen sie mit weiteren ermordeten Frauen ein Geheimnis, das ihnen am Muttertag zum Verhängnis wurde - und der Serienmörder ist noch aktiv ...

Vielschichtig laufen hier die verschiedenen, gut recherchierten und konstruierten Erzählstränge zusammen. Die Ermittler tauchen weit in die Vergangenheit und decken große Missstände bei Theodor und seiner toten Frau Rita auf - dutzende Pflegekinder haben sie aufgenommen und mit unmenschlichen Erziehungsmethoden gefoltert ... hat sich eines dieser Pflegekinder zu einem psychopathischen Killer entwickelt? Die Zahl der Verdächtigen ist recht groß, trotzdem bleibt der Plot und die Zusammenhänge stimmig, wenn durch Befragungen und Kriminaltechnik der Täterkreis eingeengt wird. Dabei warten auf den Leser einige Überraschungen und der Spannungsbogen nimmt Seite für Seite bis zum fulminanten Finale am Ende zu. Der Täter kommt in kursiver Schrift ab und an mit seinen fiesen Gedankengängen zu Wort und es gibt einige, auch zeitliche Perspektivwechsel. Außerdem läuft der Erzählstrang zweigleisig mit Fiona Fischer, die auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter ist - das bringt Abwechslung und Spannung, bis man erfährt, wie die Geschichten der verschiedenen Personen am Ende zusammenhängt - auch wenn der eine oder andere private Zusammenhang dann doch schon ein arger Zufall ist.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, leicht verständlich und mit viel Lokalkolorit aus Frankfurt und Umgebung gespickt - die Charaktere der Ermittler und ihre privaten Geschichten sind sympathisch und die psychischen Abgründe des Täters fachmännisch herausgearbeitet. Neben der Krimihandlung spielt das Miteinander des Ermittlerteams eine wichtige Rolle, die viele kleine Puzzleteile zusammenfügen. Dass der Fall für Pia Sander immer persönlicher wird als zunächst angenommen, erscheint ein bisschen unrealistisch - aber die Handlung gewinnt damit nochmals an Dringlichkeit.

Fazit: Wer schon Nele-Neuhaus-Fan ist, wird an diesem Band wieder seine wahre Freude haben. Neulinge, die auf der Suche nach einem spannenden, gut recherchierten und schlüssig dargestellten Kriminalfall sind, sei dieser Band empfohlen!

Nachahmenswert und nachhaltig finde ich, dass der Verlag darauf verzichtet hat, das Buch in Folie einzuschweißen, weiter so!