Grafenblick

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archer Avatar

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Als ein alter Mann tot aufgefunden wird, sieht es auf den ersten Blick nach häuslichen Unfall aus. Unangenehm nur, als im Hundezwinger plötzlich die Überreste von drei Leichen gefunden werden und die Frau des Alten ist unter ungeklärten Umständen vor vielen Jahren verschwunden. Haben es Pia Sander und Oliver von Bodenstein mit einem soeben gestorbenen Serienkiller zu tun? Doch dann graben sie tiefer in der Vergangenheit des Toten und stellen fest, dass er und seine Frau früher Kinder aus Waisenhäusern aufgenommen haben und dass damals nicht alles mit rechten Dingen zuging. Ist es Zufall, dass es immer um den Muttertag herum tote Frauen gab? Und dann verschwindet Pias Schwester und der nächste Muttertag nähert sich mit großen Schritten.

Der Anfang war direkt noch spannend mit der Auffindesituation des Alten und der Beschreibung, was dann gefunden wird. Aber als die eigentliche Ermittlung anfängt, geht die Spannung völlig flöten. Ich weiß es ja zu schätzen, wenn auch die Polizisten sich weiterentwickeln sollen, aber zu viel Persönliches nimmt halt einfach die Fahrt aus einer Geschichte. Und der Nebenstrang mit Fiona und den Ärztinnen hätte man bedeutend kürzer halten müssen; es wäre völlig ausreichend gewesen, das im Laufe der Ermittlungen herauszubekommen. Reine Seitenschinderei für nichts. Was mir schon beim letzten Buch unangenehm aufgefallen ist: Die Autorin ist sehr in ihren Protagonisten von Bodenstein verliebt. Der kann nichts falsch machen, ist immer edel und gut und wenn er seinen Grafenblick aufsetzt, schmelzen alle Frauen dahin. Im Gegensatz dazu sind Ossis einfach schmuddlig und Assis und leben in Sozialbrennpunkten. Wozu der Profiler eingeführt wurde, blieb bis zuletzt ein Rätsel. Seine Analysen hatte er glatt aus einer Frauenzeitschrift beim Zahnarzt und die Erkenntnisse, die er zog, hatten sich vorher schon mehrmals ergeben. Auf die arroganten Sprüche von Bodenstein und Sander in Bezug auf die Notlage (oder nicht) der ermordeten Frauen hätte ich dann auch sehr gut verzichten können, es sorgte nicht gerade für einen Sympathieaufschwung. Völlig sinnlos erschien der letzte Teil. Ein Megahacker legt alles lahm, der nächste Megahacker, der übrigens mal eben so an der Hand wartet, lässt diesen Handlungsstrang als völligen Quatsch dastehen. Vielleicht wäre für den "Showdown" weniger mehr gewesen - obwohl das für das gesamte Buch gilt. Einfach mal weniger Handlung, dafür stringenter durchdacht.