Sehr gut konstruiert

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melange Avatar

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Zum Inhalt:
Der Tod eines älteren Mannes führt nach der Durchsuchung des Grundstücks zum Fund mehrerer Frauenleichen unter einem provisorischen Fundament. Die Opfer verschwanden bundesweit und vor vielen Jahren. Es stellt sich heraus, dass ihr Todeszeitpunkt auf den Muttertag fiel, - dieses Datum scheint von tieferer Bedeutung für den Täter zu sein. Hat er möglicherweise etwas mit dem alten Mann zu tun, der gemeinsam mit seiner verschwundenen Frau über Jahre Pflegekinder aufgenommen hat?

Mein Eindruck:
Bei „Muttertag“ handelt es sich eindeutig um eines der besten Bücher von Nele Neuhaus um ihre Ermittler Pia Sander und Oliver von Bodenstein. Die Anzahl der Personen ist überschaubar und dank der Liste zu Beginn des Buches gut einzuordnen, die Schauplätze plastisch geschildert. Die Idee, die Gedanken des Täters jetzt und zum Zeitpunkt seiner Morde kursiv zu drucken, erleichtert zusätzlich die Lesbarkeit. Und so kann sich die Leserschaft wunderbar auf einen perfekt konstruierten Mordfall konzentrieren, der ein um das andere Mal auf eine falsche Fährte führt. Trotz massivster privater Verwicklungen der Beamten stören diese nicht als lästiges Beiwerk, sondern sorgen für zusätzliche Anspannung, - etwas, dass ein Autor erst einmal bei mit oft zu viel Privatgedöns belasteten Lesern leisten muss. Dass Neuhaus schreiben kann hat sie schon oft bewiesen, trotzdem ist es bewundernswert, wie sie es schafft, den Spannungsbogen über 550 Seiten straff zu halten und zu keiner Zeit zu langweilen oder unnötige Nebenkriegsschauplätze aufzubauen. In diesem Buch hat alles seinen Grund, jeder Nebensatz sitzt, jede Kleinigkeit sollte beachtet werden. Dann kann man als aufmerksamer Leser auf den Täter kommen, - und das ist (so finde ich) die größte Belohnung bei einem Whodunnit.

Mein Fazit:
Familiär, gut ausgeklügelt und zu jedem Zeitpunkt ein Genuss. In einem Wort: Perfekt!