Spannend aber auch erschreckend

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diana pegasus Avatar

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Nele Neuhaus – Muttertag

Kurz vor Ostern wird die Leiche von Theo Reifenrath in seinem Haus gefunden. Anfänglich sieht alles nach einer natürlichen Todesursache aus, aber Pia, Henning und Oliver kommen recht schnell Zweifel. Bei der Durchsuchung des Grundstückes und wegen des Hinweises eines Nachbarmädchens finden die Polizisten einen Zwinger mit einem fast leblosen Hund. Das Tier muss mehrere Tage ohne Nahrung ausgekommen sein, da es sich durch die Betonplatte gegraben hat und um den Hund herum Knochen von Menschen liegen. Was ist da passiert?
Schnell finden die Ermittler heraus, das es sich um vermisste Frauen handelt. Ertrunken und in Folie eingewickelt.
War der Senior tatsächlich ein Serienmörder? Und wenn ja, scheint es möglich, das er alleine gehandelt hat? Und die noch viel wichtigere Frage ist, warum hat der Nachbar nicht auf das energische Hundebellen reagiert und wie hängt das Verschwinden der Pflegemutter vor einigen Jahrzehnten mit all dem zusammen?

Ich kenne einige, wenn auch noch lange nicht alle Bücher, aus der Pia Kirchhoff/Sander und Oliver Bodenstein Reihe.
Nele Neuhaus hat einen angenehmen, modernen Erzählstil und auch dieses Buch bietet einen schnellen Spannungsaufbau, der fast durchgängig gehalten wird. Immer wieder kommt es zu Spannungsspitzen, der Krimi lädt zum mitraten ein, das Motiv ist recht schnell erkennbar. Der aufmerksame Leser kommt zwar schnell zum Schluss, was eigentlich passiert sein könnte, trotzdem schafft die Autorin es immer wieder, den Leser in Sackgassen zu führen, auf Irrwege zu schicken, die Wahrheit zu verschleiern und Zweifel zu säen. Mitreißend und fesselnd erzählt sie hier von einer Pflegefamilie, in der es brutal und „diszipliniert“ zu geht, bei der die Pflegemutter dominant und herrisch ist und der Pflegevater eher devot und trotzdem grausam ist. Das in dieser Familie vieles im Argen liegt ist schnell klar.
Ein weiterer Handlungsstrang dreht sich um Fiona, ein Mädchen aus Zürich, das nach dem Tod der krebskranken Mutter erfährt, das diese adoptiert ist. Sie macht sich auf dem Weg um nach ihrer leiblichen Mutter zu suchen und schon bald erfährt sie, dass damals nicht alles mit rechten Dingen zu gegangen ist.
Auch in Pias Privatleben geht es drunter und drüber, angefangen mit dem Verkauf des Birkenhofs und dem gesundheitlichen Zustand der Ermittlerin bis hin zu einer Streiterei mit ihrer Schwester Kim.
Alle diese Handlungsstränge werden zu einem komplexen Krimi zusammengeführt und enden mit einem tollen Showdown, der berührend und erschreckend zugleich ist.
Sämtliche Charaktere sind lebendig und facettenreich ausgearbeitet, wirken realitätsnah, besitzen emotionale Tiefe, agieren realistisch und glaubhaft.
Die Dynamik der verschiedenen Figuren sowie die Dialoge sind gut gelungen.
Vor allem Pia und Oliver sind ein gutes Team, sie ermitteln gemeinsam und können sich aufeinander verlassen.
Dabei verweibt die Autorin die verschiedenen Perspektiv- und Zeitwechsel gekonnt.
Besonders gut gefällt mir das Setting. Die Schauplätze sind in den Taunus verlegt, wirken deswegen irgendwie idyllisch und das macht den Kontrast zu der Mordserie so interessant. Denn eigentlich denkt man doch, das in so kleinen Dörfchen nichts schlimmes passieren kann, wo jeder jeden kennt.

Ich habe mich wieder sehr gut unterhalten gefühlt. Der über 550 Seiten starke Krimi lässt sich flüssig und zügig lesen, die Geschichte ist kurzweilig und spannend, wird sehr schnell zum Pageturner. Ich kann auch diesen Krimi von Nele Neuhaus wieder sehr empfehlen.

Das Cover gefällt mir gut, hat im weitesten Sinne auch einen Bezug zum Inhalt der Geschichte.

Fazit: Ein Buch über Mütter und ihre Kinder, über Missbrauch und Gewalt in der Familie, um Macht und Intrigen. Spannend aber auch erschreckend von der ersten bis zur letzten Seite. 5 Sterne.