Spannend und beklemmend - der neunte Fall der Taunus-Krimireihe

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anke78 Avatar

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Der Prolog spielt im Mai 1981, am Muttertag, und wird erzählt aus der Sicht eines dreizehnjährigen Jungen. Er beobachtet, wie einen seiner Pflegebrüder das junge Mädchen Nora allein im See zurücklässt, nachdem ihr Ruderboot gekentert ist. Der Junge begibt sich zu Nora, aber er hilft ihr nicht, sondern drückt sie unter Wasser, bis sie tot ist.

Es folgt ein Zeitsprung ins Jahr 2017. In Zürich trifft sich Fiona Fischer nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem vermeintlichen Vater Ferdinand Fischer. Doch dieser deckt in ihrem Gespräch eine unfassbare Lüge auf: Christine und er sind nicht ihre wahren Eltern! Fiona fällt aus allen Wolken und macht sich im Nachlass von Christine Fischer auf die Suche nach Spuren ihrer wirklichen Mutter.

Zur gleichen Zeit wird in Mammolshain im Taunus die Leiche des 84-jährigen Theodor Reifenrath gefunden. Er liegt bereits mehrere Tage tot in seinem Haus, als ihn die Zeitungsausträgerin findet. Da unklar ist, ob er eines natürlichen Todes starb oder ob ein Gewaltverbrechen vorliegt, wird Pia Sander hinzugerufen. Als die Polizei den völlig dehydrierten Hund des Toten im Zwinger findet wird schnell klar, dass sich im Zwinger lauter menschliche Knochen befinden. Unter dem Fundament des Zwingers werden die Leichen von drei Frauen gefunden. Nach und nach kommen mehr Details ans Licht. Mit der Identifizierung der Toten wird klar, dass ihr Täter immer zum Muttertag zuschlägt. Kai Ostermann stößt bei seinen Recherchen auf immer mehr ungeklärte Mordfälle an Frauen, die am oder kurz vorm Muttertag verschwanden, ertränkt und tiefgefroren wurden und beim Auffinden in Klarsichtfolie gewickelt waren. Und noch eines haben sie alles gemeinsam – sie haben ihre Kinder im Stich gelassen. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass der tote Theo Reifenrath auch der Mörder ist. Doch die Suche nach dem Serienmörder wird für das Team ein Wettlauf mit der Zeit, denn der nächste Muttertag steht kurz bevor.

Ich rezensiere das Hörbuch, das von der Schauspielerin Julia Nachtmann gelesen wird. Es ist sehr angenehm ihr zuzuhören, mit ihrer facettenreichen Stimme gibt sie den einzelnen Figuren einen eigenen Charakter. Beim Hören der neun CDs mit insgesamt 736 Minuten Spieldauer wird es nicht langweilig.

Seit dem letzten Fall „Im Wald“ sind an die zwei Jahre vergangen, Oliver von Bodenstein ist nach seiner Auszeit zurück im K11 und übernimmt gemeinsam mit Pia Sander und dem Team die Ermittlungen. Zu ihrer Unterstützung wird der FBI-Profiler Dr. David Harding hinzugezogen. Auch Pias Schwester Kim spielt in diesem Fall wieder eine Rolle, allerdings anders als in den vorherigen. Der Fall wird für Pia unverhofft zu einem sehr persönlichen Fall, in dem auch das Verhältnis zwischen Pia, Kim und der Kriminaldirektorin Dr. Nicola Engel eine sehr wichtige Rolle spielt.
Die Geschichte wird aus drei Sichten erzählt. Da ist einmal der Erzählstrang um Fiona und die Suche nach ihrer Mutter, dann die Ermittlungen vom K11-Team und Sequenzen, die die Gedanken des Täters wiedergeben. Anfangs trudeln sehr viele Namen auf einen ein, gerade auch durch die vielen Pflegekinder der Reifenraths, von denen erzählt wird. Doch je weiter man liest, umso mehr entwirrt es sich. Eine Hilfe ist hierbei auch das Personenregister, das sich gleich zu Anfang im Buch befindet.
Ich habe bisher alle Bücher aus der Taunuskrimi-Reihe gelesen und so ist „Muttertag“ fast wie eine Begegnung mit alten Bekannten, denn Pia, Oliver und alle anderen aus dem K11-Team sind einem mittlerweile schon richtig vertraut geworden. Aber grundsätzlich ist das Buch auch verständlich, wenn man die vorherigen Fälle nicht kennt. Nele Neuhaus beschreibt ihre Figuren sehr genau und anschaulich, sei es das Ermittlerteam oder die Pflegekinder Reifenraths, von denen auch einige als Täter ins Visier geraten. Die Pflegekinder wirken größtenteils sehr abweisend und unfreundlich. Mit der Zeit kommt immer mehr heraus, wie sie vor allem von Rita Reifenrath gequält und gefoltert wurden. Nur Dr. Fridtjof Reifenrath, Bankvorstand und als Enkel der einzig lebende Verwandte von Theo, und sein bester Freund Joachim Vogt blieben von Ritas Peinigungen verschont. Je mehr von den „Erziehungsmethoden“ der Reifenraths erzählt wird, umso beklemmender wird es. Man fragt sich, wie dieses all die Jahre geheim gehalten werden konnte und immer wieder neue Pflegekinder in die Familie gegeben wurden. Durch den wieder sehr flüssigen und spannenden Schreibstil von Nele Neuhaus hätte ich den Krimi am liebsten in eins durchgehört. Die ganze Zeit rätselt man mit, wer der Täter ist und wird dann durch eine überraschende Wende doch wieder von seiner Fährte abgebracht. Ich werde bald auch noch das Buch lesen, es liegt schon griffbereit. Und auf jeden Fall werde ich auch beim 10. Jubiläumsfall dabei sein, ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Pia und Oliver weitergeht.

Mit „Muttertag“ ist Nele Neuhaus wieder ein sehr packender und auch beklemmender neuer Fall der Taunusreihe gelungen. Miträtseln, mitfiebern, mitleiden – ganz klar eine Lese- bzw. Hörempfehlung!