Vielschichtiger Krimi

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waterlilly Avatar

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Von Nele Neuhaus habe ich bereits einige Krimis mit Begeisterung gelesen. Irgendwann habe ich die Serie jedoch aus den Augen verloren und Teil 7 und 8 ausgelassen. Schon nach wenigen Seiten von „Muttertag“ war mir klar, dass ich ein 5 Sterne Buch in der Hand halte und ich habe mich gefragt, wie es passieren konnte, dass ich diese Serie nicht mehr weiter gelesen habe.

Nele Neuhaus konstruiert einen Fall, der ebenso kurios wie grausam ist. Ein Serienmörder konnte über Jahrzehnte unbemerkt sein Unheil treiben. Nach und nach stößt die Polizei auf immer weitere Opfer, die in Folie gewickelt, ertränkt und eingefroren wurden. Bei der Suche nach einem gemeinsamen Nenner tappen die Ermittler lange im Dunkeln. Alle Fäden scheinen jedoch bei der Familie Reifenrath zusammen zu laufen. Mehr als 30 Pflegekinder wurden im Laufe der Zeit hier beherbergt und mussten fürchterliches durchmachen.

Nele Neuhaus konfrontiert den Leser mit einer Vielzahl von Personen, Familienkonstellationen und Einzelschicksalen. „Muttertag“ ist kein Buch, dass man mal eben nebenbei liest. Man muss sich hier schon konzentrieren, um bei dieser vielschichtigen Handlung nicht den Anschluss zu verlieren.
Witzigerweise gibt es im Buch eine Stelle, an der Pia feststellt, wenn ihr aktueller Fall ein Roman wäre, dann müssten einige Personen gestrichen werden um die Leser nicht zu verlieren. So schlimm ist es zum Glück doch nicht, aber ich fand die Anmerkung in jeden Fall auflockernd.
Generell gefiel mir an „Muttertag“, dass trotz der Grausamkeiten auch eine Portion Humor mit einfließt, so dass ich an manchen Stellen schmunzeln musste. Allgemein fühlen sich die Charaktere sehr echt an. Es ist von WhatsApp, Netflix und Sojamilch die Rede – diese Serie ist definitiv im heute angekommen.

Ab einem bestimmten Punkt kristallisiert sich heraus, dass der Fall für Pia um ein vielfaches persönlicher ist, als zunächst angenommen. Ist diese Entwicklung realistisch? Nicht besonders, aber das macht nichts, denn die Handlung gewinnt damit nochmals einiges an Spannung.

Die Zahl der Verdächtigen minimiert sich nur sehr langsam und ich wusste bis kurz vor Schluss nicht, wer der tatsächliche Täter ist. Die Auflösung war dann absolut schlüssig und rundete den Krimi ab.

Der Mörder ist gefasst aber Pias Privatleben endet mit so vielen offenen Fäden, dass ich mir wünschte, ich könnte einen zehnten Band direkt im Anschluss lesen.

„Muttertag“ bekommt eine klare Leseempfehlung von mir sowohl für Fans der Reihe als auch für Einsteiger, die auf der Suche nach einer spannenden Lektüre sind.

Sehr positiv bewerte ich auch, dass der Verlag darauf verzichtet hat, das Buch in Folie einzuschweißen. Bitte mehr davon!