Wie gewohnt überzeugend

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Das Cover des von Nele Neuhaus verfassten Krimis „Muttertag“, dem nunmehr schon neunten Teil der Bodenstein-Kirchhoff-Reihe, zeigt uns einen blauen Himmel und vordergründig ein Storchennest, das gerade von der Störchin verlassen wird. Dies ist in Bezug auf die Storyline sehr passend gewählt.

Der Prolog beginnt in der Vergangenheit mit einem geheimnisvollen Mord, der aber nur den Auftakt zu einer jahrelangen Mordserie bildet, wie man später feststellt.

Das Team um Oliver von Bodenstein und Pia Sander sieht sich diesmal mit einer großen Herausforderung konfrontiert, als sie zu einem ungeklärten Todesfall gerufen werden und dabei zufällig mehrere Frauenleichen auffinden. Nach und nach stellt sich heraus, dass es über die Jahre weitere ungeklärte Mordfälle an Frauen gegeben hat, die dem Modus Operandi zufolge dem Serienmörder zuzuschreiben sind.

Immer wieder erfolgen Rückblenden, die aus der Sicht des Täters geschildert werden, und ein weiterer Erzählstrang ist aus der Perspektive der jungen Fiona Fischer geschrieben, die nach dem Tod ihrer Mutter von ihrer Adoption erfahren hatte und auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter ist. Dadurch wird die Spannung langsam aber kontinuierlich erhöht, und bevor es zu einem dramatischen Showdown kommt, ist es diesmal Pia Sander, die sich plötzlich persönlich in den Fall involviert sieht. Des Öfteren hatte ich einen Verdacht, wer der gesuchte Serienmörder sein könnte, doch die Autorin legt geschickt verkehrte Spuren, sodass ich immer wieder ins Grübeln kam.

Der Plot beinhaltet diesmal auch ein trauriges Thema: Kinder, die von ihren Müttern aus den verschiedensten Gründen verlassen wurden und sich im Heim oder bei Pflegeeltern physischen und psychischen Misshandlungen ausgesetzt sahen. Dass dann aus Opfern auch Täter werden, ist leider wahr.

Für gewöhnlich sind es die Gequälten, die wieder andere quälen. Aber trotzdem ist eine fürchterliche Kindheit keine Entschuldigung dafür, Kinder zu quälen oder Menschen umzubringen! Zitat Seite 326

Der Schreibstil von Nele Neuhaus ist gewohnt fesselnd und flüssig. Die Protagonisten sind sehr authentisch gezeichnet und wurden im Laufe der Reihe weiterentwickelt, was ich gerade in Bezug auf die Kriminaldirektorin Dr. Nicola Engel als sehr gut gelungen empfand. Der Plot war für mich rund und stimmig, die handelnden Personen sind nicht zu viele, obwohl einige Leser dies, wie auch schon im letzten Band, bemängeln. Nele Neuhaus geht darauf übrigens mit einem Satz in ihrem Buch ein:

"Du unterschätzt die Krimileser", widersprach Christoph. Es gibt nichts Langweiligeres als zu wenige Figuren in einem Krimi. Es gibt auch in diesem Band vorne ein Personenregister, sodass der Leser im Zweifel die handelnden Personen nachschlagen kann.
Zitat: Seite 339

Persönliches Fazit: Da ich alle vorherigen Bücher der Reihe gelesen habe, war „Muttertag“ ein Must-read für mich. Auch dieser Band konnte mich überzeugen, die Protagonisten sind für mich wie lieb gewordene Bekannte, denen ich gern wieder begegne. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der spannende Krimis mit etwas Lokalkolorit mag. Man kann es lesen, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Wer allerdings Serien gut findet, in denen die Protagonisten weiterentwickelt werden, der sollte die Taunus-Krimis in Reihenfolge lesen.

© Rezension, 2019, Elisabeth