Gelungenes Verwirrspiel

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obilot Avatar

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Delphine de Vigan veröffentliche bereits mehrere Romane und erhielt verschiedene Literaturpreise. Wodurch sie zu einer der bedeutesten zeitgenössischsten Autorinnen Frankreichs wurde. Ihr neuestes Werk "Nach einer wahren Geschichte" feierte in ihrem Heimatland einen großen Erfolg und wird von Roman Polanski verfilmt.

Die Schriftstellerin Delphine lernt auf einer Party L., eine Ghostwriterin kennen und ist sofort fasziniert von ihr. Die beiden Frauen werden bald sehr gute Freundinnen und L. scheint zu jeder Zeit für Delphine dazusein. Als Delphine eine Schreibblockade bekommt übernimmt L. immer mehr Aufgaben von Delphine. Dies Pflichtübernahmen nehmen bald ein beängstigendes Ausmaß an.

Das Buch besteht aus zwei Ebenen die teilweise miteinander verwischen. In der ersten Ebene wird die Freundschaft der beiden Frauen erzählt, in der zweiten geht es um das Buch das Delphine schreibt. Im Mittelpunkt des Romans dreht sich jedoch alles um das Verschwimmen und die Grenzen zwischen Realität in Fiktion. Egal ob es um das Schreiben einer realen Geschichte geht, wie L. sie von Delphine fordert, oder um die scheinbar wirklich existierende Freundschaft der beiden Frauen, immer stellt sich die Frage: Was ist erfunden und was wahr? Ob die Protagonistin des Romans identisch mit der Autorin ist bleibt hierbei explizit offen. Der Leser ist während des gesamten Romans zwischen den Vermutungen, ob es sich bei dem Werk mit dem Titel "Nach einer wahren Geschichte" wirklich um eine wahre Geschichte handelt oder doch nur um reine Fiktion der Autorin hin und her gerissen. Teilweise meint man belegbare Indize für die wirkliche Existenz von L. und ihre perfiden Machenschaften zwischen den Zeilen des Romans zu erkennen und dann scheint sich alles für wahr gehaltene wie Rauch aufzulösen.

Dieses Buch ist ein einzigartiges Verwirrspiel bei dem nicht nur die Protagonistin stellenweise nicht mehr weiß wo ihr der Kopf steht. Vielschichtig und äußerst gekonnt führt die Autorin den Leser durch ein Dickicht zwischen Realität und Fiktion.