Larger than fiction

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
joberlin Avatar

Von

Es dürfte einen Autor/ eine Autorin wohl kaum etwas so reizen, wie das Einbinden ihrer Leserschaft ins Romangeschehen , oder besser gesagt: sie GLAUBEN zu machen, sie seien involviert, nähmen direkt am Schriftstellerleben und Arbeitsprozess teil, ja – sie wüssten über weite Strecken sogar mehr als die Autorin selbst.

Genau das ist Delphine de Vigan – nach einer wahren Geschichte, wie sie sagt – perfekt gelungen. Denn es ist von Anfang an völlig klar: hier spricht die französische Bestsellerautorin über sich selbst, erzählt von ihrem großen Erfolg „Das Lächeln meiner Mutter“, lässt uns an Lesereisen, Autogrammstunden und ihren Schreibblockaden teilhaben, und auch über Freunde und Familie wissen wir bald bestens Bescheid. Als sie dann auf einer Party die kapriziöse L. kennenlernt, ahnen wir – wohl offensichtlich schneller als die Autorin selbst – hier bahnt sich Böses an. Erinnerungen an Stephen Kings „Misery“ werden wach, während wir L. bei ihrem perfiden Spiel beobachten und V. viel zu langsam merkt – ihr größter Fan ist womöglich auch ihr größter Feind.

Ich will hier nichts weiter mehr vorwegnehmen, nur so viel sei gesagt: Vigan spielt in hochliterarischem Stil gekonnt mit ihrem Publikum, man merkt ihr die Freude am Ausfabulieren ihres Vexierbildes an, da wird schon mal die eine oder andere Begebenheit zu kleinschrittig und ausgedehnt erzählt – doch schnell findet sie wieder Tritt und spannt gekonnt den Bogen erneut … fester – und bringt uns so nochmals in ihren Bann.
Und es ist doch die vielfach preisgekrönte Delphine de Vigan, die hier so fabelhaft erzählt? Oder sollte L. etwa ….

Lesen!