nach einer wahren Geschichte

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sacrileg Avatar

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Delphine de Vigan schreibt aus ihrer Sicht über ihre Beziehung zu L. Sie trifft diese auf einer Abendveranstaltung nach dem Erscheinen ihres letzten, diesmal sehr persönlichen Buches. L. findet in jeder Situation die passenden Worte und Delphine vertraut ihr voll und ganz. Soweit, dass sie L. in ihrer Wohnung leben lässt und sich von ihren anderen Freunden immer weiter zurückzieht. Dabei versucht sie vergeblich an einem neuen Buch zu arbeiten. Doch sie kann einfach nichts richtiges zu Stande bringen und verstrickt sich mit L. immer tiefer in Diskussionen um die Bedeutung der Wahrheit in der Literatur. Dabei sprechen sie viel über Bücher, Literatur allgemein und Filme, die für ihre Generation wichtig waren. Delphines Schreibblockade führt soweit, dass sie bald keinen Stift mehr anheben kann, geschweige denn den Computer hochfahren kann. In dieser Zeit erhält sie drohende Briefe über ihr letztes Buch, dass zu viel Wahres enthalte. Delphine weiß bald nicht mehr ein noch aus und wird in L.s Gegenwart immer hilfloser.
De Vigan schreibt sehr eindringlich und erzählt ihre Geschichte in Rückblenden bis sie in der Gegenwart wieder angelangt. Dabei spielt sie mit dem Begriff der Wahrheit in der Literatur. Wie sehr verlassen wir uns darauf, dass in einem Buch wirklich nur wahre Geschichten enthalten sind, wenn auf der Titelseite „nach einer wahren Geschichte“ steht? Wie viel Wahrheit wollen wir in einer Geschichte? Können wir die Wahrheit überhaupt vertragen? Oder brauchen wir vielmehr ein Gemisch aus Wahrheit und Fiktion, dass uns erst wirklich fesselt? De Vigan schafft es diese Fragen in ihrer mitreisenden Geschichte zu stellen und so einen Strudel aus Ahnungen, Theorien und Verwirrungen entstehen zu lassen. So ist dem lesenden Publikum bis zum Schluss nicht klar, wie viel Wahrheit in „nach einer wahren Geschichte“ enthalten ist, obwohl doch der Titel suggeriert, dass alles wahr sein müsste.
Ihr Buch, aus ihrer Perspektive, ist stellenweise hart zu lesen, da es sehr emotional zu lesen ist. Dabei bleibt ihre Geschichte trotzdem spannend und interessant.