Realität oder Fiktion ?

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kladde Avatar

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'Nach einer wahren Geschichte' ist ein sehr anspruchsvolles Buch, dass mich zum Nachdenken angeregt hat und mir streckenweise eine Gänsehaut verschaffte.
Die Schriftstellerin Delphine de Vigan schreibt über ihre eigene, schlimme Zeit, in der sie unter einer Schreibblockade leidet. Das alles beginnt, nachdem sie auf einer Party die, ihrer Meinung nach, perfekte Frau kennenlernt.
Diese Frau wird nur L. genannt und die beiden freunden sich sehr schnell an. L. versteht es, sich voll auf ihr Gegenüber einzulassen und ihr sozusagen aus der Seele zu sprechen. Dann kommt die Zeit als Delphine plötzlich Drohbriefe erhält und L. immer zur Stelle ist, um ihr hilfreich zur Seite zu stehen. Besonders nach Auftreten der Schreibblockade gelingt es L. immer mehr, sich unentbehrlich zu machen und sie regelrecht zu vereinnahmen. Zitat: L.bewegte sich auf Samtpfoten vorwärts, sie hatte Zeit.
Delphine erzählt anderseits niemandem von ihrem Leiden und auch nicht von L., die es versteht, sowohl dem Partner als auch den Kindern aus dem Weg zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt verlassen ihre beiden erwachsenen Kinder die gemeinsame Wohnung und ihr Partner ist beruflich sehr viel unterwegs. Ein relativ leichtes Spiel also für L. sich ganz in das Leben der Schriftstellerin zu drängen.
Delphine ist voller Bewunderung für L. - z.B. deren Fähigkeit, sich Zwängen zu verweigern oder ihre Entschlossenheit, Freiheit und innere Stärke. Jedenfalls gelingt es L. sich komplett in Delphines Leben einzurichten und sie schrittweise sogar zu ersetzen.
Am Ende des Buches hatte ich das Gefühl, dass es nicht zu Ende sein kann und ich blieb an dem Gedanken hängen, ob es Fiktion oder Realität war? Keine leichte Lektüre, aber auf jeden Fall lesenswert.