Wahrheit oder Fiktion?

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caro.booklover Avatar

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Delphine de Vigan hat sich auf wirklich kluge und meisterhafte Art den Themen Wahrheit und Fiktion in Bezug auf das Schreiben von Romanen genähert. Viele Dinge in dieser Geschichte sind nachvollziehbar autobiografisch (z. B. das vorangegangene Buch über ihre Mutter, die Reaktionen auf diesen sehr persönlichen Roman, danach eine längere Schreibpause, ihre zwei Kinder, usw.), sodass ich mich immer wieder gefragt habe, wieviel denn nun dran ist an dieser Geschichte, die "nach einer wahren Geschichte" betitelt ist. Es ist wirklich sehr gelungen, wie die Autorin sich dieser Frage nach Wahrheit und Fiktion (auch bei autobiografischen Erzählungen) nähert, indem sie Wahrheit und Fiktion in diesem Roman selbst vermischt und nicht mehr trennbar macht. Und somit beweist, dass es am Ende niemand auseinander halten kann. Vielleicht nicht einmal der Autor/die Autorin selbst.... Ich habe dieses Buch sehr genossen, auch wenn die Atmosphäre meist beklemmend war und das ungute Gefühl von Seite zu Seite zunahm. Ein großes Thema sind auch Depressionen und wie sich die Spirale fortsetzen kann, wenn man nicht die richtige Hilfe bekommt. Im letzten Teil wird es nochmal sehr ungemütlich und die Autorin spielt auf den letzten Seiten erneut mit Wahrheit und Fiktion. Ich mag, wie sie schreibt und werde mir demnächst die anderen älteren Romane vornehmen, die ich noch nicht kenne. Ganz gespannt bin ich angesichts dieses Buches nun auf "Das Lächeln meiner Mutter".

Fazit:
Ein empfehlenswerter Roman, der sich mit Wahrheit und Fiktion auseinandersetzt und damit spielt. Delphine de Vigan hat eine wunderbar sanfte Erzählstimme, die gleichzeitig auch harte Töne anschlagen und Schauer über den Rücken jagen lassen kann - eine faszinierende Mischung.