Tragisch und prägnant - beeindruckend Atmosphäre

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lefra Avatar

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"Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach
dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends. Der lehnt dunkel und geduldig an der Wand, streckt sich in voller Länge über den Asphalt aus oder zeichnet hinter deinem Rücken die Silhouette einer graziös drohenden Schlange auf den zu lange nicht gemähten Rasen. In diesen ersten Wochen wusste ich manchmal nicht, ob ich meinen eigenen Schatten sah oder den von jemandem, der sich mit den besten Absichten dicht neben mich gestellt hatte." S.7f

Wenn ein Roman so anfängt... Nach den ersten Seiten wirkt 'Nach Mattias' erwartet tragisch und lethargisch. Die kurzen, prägnanten Sätze spiegeln sie abgestumpften Emotionen sehr emotional wieder. Dies hier wird mit Sicherheit keine besonders leichte Lektüre, aber das ist bei diesem Thema wohl obligatorisch, alles andere wäre deplaziert. Gerade der Kontrast zu Mattias, als stürmisch, unentschlossen und lebendig wird so wirklich eine beeindruckende Stimmung erzeugt. Schon die Tatsache, dass Mattias Tod nie wörtlich ausgesprochen wird, sondern immer nur "vor Mattias" lässt einen langen Verarbeitungsweg erwarten, wo man gern wissen würde, wie das "Nach Mattias" aussehen wird.