Komplexes & musikalisches Lebenspuzzle

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bobbi Avatar

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"Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends."

Mattias - ein junger Mann in den Dreißigern - ist gestorben und von einem auf den anderen Tag nicht mehr da. Er hinterlässt mit seiner lebensbejahenden und teils chaotischen Art eine Lücke bei den Hinterbliebenen.
Der Autor Peter Zantingh lässt in acht Leben von Zurückgebliebenen tief blicken - Momente voller Verzweiflung, Einsamkeit und Traurigkeit. Und nach und nach ergibt sich aus dem Puzzle ein Bild von Mattias und was mit ihm passiert ist. Auch wenn der Leser nicht auf Anhieb die Beziehung und Berührungspunkte des jeweiligen Hinterbliebenen einordnen kann, beklemmt jede dieser Geschichten auf ihre eigene Art mit der Komplexität des Schicksals. Jeder der Charakter hat mit Widrigkeiten zu kämpfen. Alkoholsucht, Gewalt in der Familie, Krankheit.

Entstanden ist kein reines Buch über Trauer und deren Bewältigung, sondern auch über Zufälle und wie jeder sein Leben neu ordnen und bewerten muss. Durch den Tod von Mattias wurden die Menschen mit existenziellen Fragen konfrontiert: Was bleibt, wenn mein Leben heute zu Ende wäre?

Der Autor sagt zwar im Anhang, dass es auch ein hoffnungsvolles Buch ist, von dem Mut positiv zu bleiben - diese Auflösung hat mir aber etwas im Kontext gefehlt, da es insgesamt ein recht trauriges Buch bleibt. Auch fand ich die Zusammenhänge der Personen zu Mattias manchmal zu diffus und undurchsichtig. Die Person Mattias hat sich mir nicht richtig erschlossen.
Schön fand ich die zentrale Rolle von Musik im Roman, inklusive einer Playlist von Mattias' Lieblingssongs (guter Geschmack!), den er mit den Menschen gehört hat. Erinnerungen fließen in die Lieder und Lyrics und werden somit für immer konserviert. Das bleibt.

Insgesamt ein gutes Buch - "Der Sprung" von Simone Lappert hat mir aber in dieser Erzählstruktur und -variante etwas besser gefallen!