sehr berührend, toll geschrieben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
palatina Avatar

Von

Peter Zantinghs kurzer Roman ist eine episodisch angelegte Geschichte über das Leben als System, darüber, dass ein Leben Spuren hinterlässt im Leben Anderer und dass jede Veränderung auch das gesamte System beeinflusst.

Aus der Sicht von neun Personen erfährt der Leser etwas über Mattias, einen jung gebliebenen Mann in den Dreißigern, der irgendwie noch auf der Suche zu sein scheint. Einige dieser Personen kennen ihn gut, andere haben ihn nie kennengelernt, und doch hat Mattias das Leben dieser Menschen in irgendeiner Weise beeinflusst.

Und jetzt ist er tot. Dass er tragisch ums Leben kommt, wird erst nach und nach entblättert, das zieht sich wie ein roter Faden durch die episodisch angeordneten, in sich abgeschlossenen Erzählstränge. Das hält die Spannung.

Jeder dieser neun Figuren hat dabei eine eigene Persönlichkeit. Mal kommen die Personen selbst zu Wort, mal wird über sie erzählt. Dabei gelingt es Peter Zantingh sehr gut, die Personen voneinander abzugrenzen. Nicht jeder von ihnen ist direkt ein Sympathieträger und auch nicht jeder hat Mattias überhaupt persönlich gekannt, und doch waren sie Trabanten in seinem Leben. Und für jeden Leser ist eine Figur dabei, in der er oder sie eigene Gedanken und Gefühle wiederentdecken kann.

Der Roman ist mitten aus dem Leben, aus dem Leben mehrerer Generationen. Dabei kommt die anrührende Thematik ganz ohne Pathos aus. Zantingh setzt dabei auf das, was im Alltag von Personen passiert, nachdem Mattias gestorben ist. Das berührt an einigen Stellen sehr: Zum Beispiel als Mattias Großeltern völlig verzweifelt sind, weil sie auf einmal kein Netflix mehr empfangen können, nicht ahnend, dass das mit dem Tod des Enkels zusammenhängen könnte, der ihnen das Abo geschenkt hatte. Oder der Zufall, der dafür sorgt, dass ausgerechnet die Mutter desjenigen, der Mattias‘ Tod zu verantworten hat, die Person sein wird, an der sich Mattias‘ Mutter wieder aufrichtet. Dabei kommt er Roman ohne ausschweifende Erklärungen aus. Geschickt platzierte Andeutungen sorgen für exzellentes Kopfkino.

Der Titel des Romans ist gut gewählt, denn darum geht es im Endeffekt: Was geschieht, wenn jemand auf einmal nicht mehr ist? Fazit des Romans: Das Leben geht weiter, die Lücke wird geschlossen, das System gerät wieder ins Gleichgewicht.
Denn: Es gibt immer ein Danach, das macht dieser Roman deutlich. Deshalb passt auch das Cover des Romans ausgezeichnet. Auf dem blickt eine Frau vom Strand aus in Richtung Horizont, in das Danach, in das, was kommen wird.