Sein und Nicht-Mehr-Sein

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„Wir vergessen die Flasche Wein, wenn Wein drin war, und sie geht uns nicht mehr aus dem Kopf, wenn ein mit Benzin getränkter Lappen hineingestopft worden ist.“

Mattias ist tot. Ein Umstand, der auf das Leben der Menschen in seinem Umfeld, seinen Angehörigen, Bekannten, Verwandten, aber auch im Leben einiger Fremder, immense Auswirkungen hat. Ihre Zeit hat sich verändert und sie messen sie fortan nur noch in der Einheit „nach Mattias“.

Amber.
Quentin.
Riet und Hendrik.
Nathan.
Issam.
Kristianne.
Chris.
Tirra.

Neun Menschen, die Mattias’ Tod beeinflusst hat. Neun Menschen, die kapitelweise aus ihrer Perspektive von dem Impact durch Mattias erzählen. Für jeden von ihnen hat sein Sterben andere Konsequenzen, aber alle sind durch das entstandene Leid miteinander verbunden. Wie einzelne Puzzleteile fügen sich die verschiedenen Fragmente ihrer Situation rund um die Trauer zusammen und bilden am Schluss ein Gesamtbild mit der Frage: Wie gehen wir mit der großen Lücke um, die entsteht, wenn ein Mensch aus unserem Leben gerissen wird?

Trauer ist heterogen. Sie unterscheidet sich im Prozess und der Bewältigungsstrategie jedes Einzelnen. Es gibt kein richtig oder falsch und Peter Zantingh versucht in seinem Roman daher auch keine Anleitung für den Trauerprozess zu geben. Seine Art zu erzählen ist wertfrei. Es geht ihm nur um das Abbild der persönlichen Geschichten und intimen Gefühle der Hinterbliebenen. Einfühlsam und in kleinen Schritten erfahren wir Kapitel für Kapitel mehr über Mattias’ Tod, der bis kurz vor Schluss die Frage nach dem Wie offen lässt.

„Nach Mattias“ ist ein Roman, der durch seine unaufgeregte, ehrliche und emotionale Art besticht und mich noch lange mit einem bedrückenden Gefühl der Schwere zurückgelassen hat. Ich konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, wie wir uns im Leben immer gegenseitig beeinflussen und, dass sowohl unser Sein, als auch unser Nicht-Mehr-Sein immer eine Veränderung für andere bedeutet.