Was geschah mit Matthias?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
dany_87 Avatar

Von

In seinem dritten Roman zeichnet der Autor, Peter Zantingh, eine Geschichte über eine männliche Person in den Dreißigern, Matthias, ohne diese aktiv handeln zu lassen. Denn Matthias ist tot.
Doch wie Matthias gestorben ist, erfährt der Leser zunächst nicht. Und genau diese Frage ist es, die den Leser durch das Buch treibt und sich auch erst zum Ende hin wirklich beantwortet.

Wir nähern uns der Hauptperson aus acht verschiedenen Perspektiven. Acht Personen, die auf die eine oder andere Art mit Matthias in Verbindung standen. Die einen näher, wie etwa seine Freundin oder seine Mutter, die anderen weniger nah, wie beispielsweise der Vermieter einer Ferienwohnung oder der Roadie einer berühmten Band.
Wir begleiten diese Personen eine gewisse Zeit lang und erfahren durch Gedanken, Gespräche und Rückblicke immer mehr über den Hauptcharakter.
Zugleich bekommt der Leser aber auch Einblicke in die Leben der acht weiteren Protagonisten, lernt die unterschiedlichen Personen näher kennen, begleitet sie ein Stück lang auf ihrer Lebensreise und springt so in jedem Kapitel in eine ganz andere Lebenssituation.

In dem Roman geht es allerdings nicht nur um den Tod, sondern vor allem um das Weitermachen. Darum das Leben anzugehen:
"Vielleicht solltest du zur Abwechslung mal nicht ganz so schissig sein. Mal was ausprobieren. Was machen. Einfach machen."
Außerdem ist es ein sehr tagesaktueller Roman, der viele Themen der Gegenward behandelt. Der Autor geht hier unterschiedlich tief auf Themen wie den Einsatz von Soldaten in Afghanistan, moderne Internetplattformen wie Netflix und Airbnb, die Integration von Flüchtlingen und die Klimakrise ("Ich sah den Strand schmutziger werden und die Menschen gleichgültiger.") ein.

Der Roman umfasst 233 Seiten und besteht aus neun Kapiteln, die aus acht verschiedenen Perspektiven geschrieben wurden. An die Geschichte knüpft sich eine Playliste und ein Interview mit dem Autor an. Das Paperback erscheint im Diogenes Verlag.

Ich mag die Herangehensweise des Autors eine Geschichte über eine Person zu schreiben, von der man weder die Gedanken kennt, noch aktiv am Leben der Person teilnimmt. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven lernen wir die Hauptperson besser kennen, da jeder einen Menschen anders wahrnimmt, ihm andere Eigenschaften und Taten in Erinnerung bleiben.
Gleichzeitig muss ich aber sagen, dass der Mensch Matthias für mich eher blass geblieben ist, da andere Personen, wie zum Beispiel Riet und Issam, aber auch Tirra durch ihre eigenen Lebensgeschichten einen viel stärkeren Eindruck hinterlassen haben. Viele Beschreibungen von Matthias haben sich auch einfach wiederholt und keine neue Seite von ihm aufgedeckt und komisch finde ich auch, dass nur Amber, seine Freundin, auch mal negative Eigenschaften von ihm aufdeckt (Er konnte halsstarrig, zynisch, ... sein).

Jedes Kapital und jede Lebensgeschichte an sich haben mich auf eine gewisse Art berührt und ich bin gerne in die acht verschiedenen Perspektiven eingetaucht. Besonders wird mir aber die Lebensgeschichte von Riet, der Oma von Matthias, in Erinnerung bleiben, da sich mir hier auf so wenigen Seiten ein sehr tiefer Einblick in ein Leben geboten hat.
Spannend fand ich auch, dass ich gerade die Freundin von Matthias und seinen besten Freund weite Teile des Romans als eher blass empfunden habe, obwohl sie der Hauptperson am nächsten standen. Erst zum Ende hin haben die Beiden an Farbe gewonnen und konnten mich so etwas versöhnen.

Ich fand es sehr gelungen, wie der Autor die verschiedenen Personen, von denen man nicht immer gleich erkannt hat, was sie nun eigentlich mit der Geschichte zu tun haben, mit Matthias verbunden hat und wie sich dadurch ein fortwehrender Faden zu der Frage, was eigentlich mit Mtthias geschehen ist, gebildet hat. Besonders die Verknüfungen im letzten Drittel fand ich grandios.

Insgesamt ein gelungener, tagesaktueller Roman, der nicht nur auf Grund der Seitenzahl, sondern vor allem durch die wechselnden Perspektiven sehr kurzweilig ist. Dem Autos ist es gelungen dem Thema "Trauer" seine Schwere zu nehmen und den Leser nicht zu erdrücken.