Wie das Leben nach Mattias weitergeht

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nabura Avatar

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Als eine Woche nach Mattias sein neues Fahrrad geliefert wird, zieht es seine Freundin Amber hinaus in den Park. Dort sieht sie, wie eine Frau und ihr Hündchen von einem Pitbull angegriffen werden. Bevor sie selbst helfen kann, ist Quentin, Mattias’ bester Freund, schon zu Stelle. Er joggt seit seinem Einsatz in Afghanistan regelmäßig und mit einem gewissen Ehrgeiz. Gemeinsam mit Mattias plante er die Eröffnung eines hippen Cafés, was Amber für keien gute Idee hielt. Als seine Mutter ihn fragt, ob er sich vorstellen könnte, einen blinden Jogger unter seine Fittiche zu nehmen, sagt er skeptisch zu. Eine Welt ohne Mattias hat nicht nur Einfluss auf Amber und Quentin, sondern gibt auch den Lebenswegen zahlreicher anderer Personen einen mal kleineren, mal größeren Schubs in eine neue Richtung.

Mattias ist nicht mehr da. Was mit ihm passiert ist erfährt man als Leser erst einmal nicht. Stattdessen lernt man Menschen kennen, die durch seine Abwesenheit beeinflusst werden. Amber hat mit ihm ihren Partner verloren und rekapituliert ihr Kennenlernen und ihren letzten Streit, während sie sich um die Frau und ihr Hündchen kümmert. Die beiden hätten sich nicht kennengelernt, wenn Amber nicht das neue Fahrrad vor der Tür abgestellt hätte und dann in den Park weitergelaufen wäre. Auch Quentin hätte dem Vorschlag seiner Mutter, mit dem blinden Chris joggen zu gehen, vermutlich nicht zugestimmt, wenn sein bester Freund noch dagewesen wäre.

Insgesamt lernt man als Leser neun ganz unterschiedliche Personen kennen. Es handelt sich um Familie und Freunde, aber auch zwei Charaktere, die Mattias nicht persönlich kannten. Die Kapitel sind mal aus der Ich-Perspektive, mal aus der Er-/Sie-Perspektive geschrieben. Ihre Emotionen spielen durchaus eine Rolle, der Fokus der Geschichte liegt aber stärker auf ihrem Verhalten nach Mattias’ Tod. Im Laufe des Buches erfährt man mehr über die Beerdigung und schließlich auch, wie Mattias überhaupt ums Leben kam, diese Rückblicke machen aber den kleineren Teil der Geschichte aus. Dadurch stimmte mich das Buch mehr nachdenklich als traurig.

In meinem Leseexemplar ist am Ende ein Interview mit dem Autor abgedruckt, indem er sagt, dass jeder einen anderen Lieblingscharakter hat. Ich hatte keinen klaren Favoriten, kam aber mit einigen Charakteren deutlich besser zurecht als mit anderen, in die ich mich nicht so gut hineindenken konnte. Auch wenn der Autor sagt, dass er nicht mehr Wörter nutzen will als unbedingt nötig, hätte ich mir an manchen Stellen noch eine Handvoll mehr Informationen gewünscht.

In „Nach Mattias“ begleitet der Leser neun verschiedene Personen in der Zeit nach Mattias Tod. Die Grundidee erinnerte mich ein wenig an „Der Sprung“, weshalb ich es allen weiterempfehlen kann, die dieses Buch mochten. „Nach Mattias“ ist ein Buch für alle, die sich fragen, wie unterschiedlich sich die entstandene Leerstelle durch den Tod eines Menschen im Großen und im Kleinen auswirken kann.