Ein Highlight für mich

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ina_introvert Avatar

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Ein Debütroman, aufwirbelnd wie ein tobender Sturm. Die einnehmende Geschichte um Cecily und ihre drei Kinder war für mich ein Highlight.

Die Story läuft auf zwei Zeitebenen. 1934 lernt Cecily in Malaya den charismatischen Bingley Chan kennen. Dieser arbeitet unter dem Namen Fujiwara als Spion für die kaiserlich japanische Armee. Die weißen Kolonialmächte sollen beseitigt werden und Cecily lässt sich überzeugen, den Japanern zur Macht zu verhelfen. Ihr Mann Gordon ist Führungskraft in der britischen Verwaltung, weswegen Cecily direkt an der Informationsquelle sitzt.

10 Jahre später lebt Cecily mit ihren Kindern und Gordon weiterhin in Malaya, ihr Spionendasein auf Eis gelegt. Dass ihr Sohn Abel verschwunden ist, ist nicht die einzige Tragödie, die die Bevölkerung heimsucht. Japanische Soldaten verbreiten Angst in der Stadt und die Lebensmittel sind rar. Schwer lastet das Gewissen auf Cecily, die sich an dem Elend, das ihre Familie erleidet, die Schuld gibt. Doch wollte sie damals mehr als „nur“ Mutter und Hausfrau sein, war hungrig danach, über irgendetwas im Leben Macht zu spüren.

Neben Cecily bekommen wir auch die Perspektiven ihrer Kinder. Abel, entführt in ein japanisches Arbeitslager. Jujube, in wütender Selbstaufgabe für die Familie. Jasmin, voller Angst und Neugier und dem Sehnen nach „mehr“.

Mich hat diese Geschichte total fasziniert. Atmosphärisch erzählt Vanessa Chan von der turbulenten Stimmung kurz vor der Kapitulation Japans. Sie lenkt dabei den Blick auf historische Ereignisse, die den wenigsten auf literarische Weise zugänglich waren. Das ist besonders gut gelungen. Sprachlich konnte es mich überzeugen, jede Perspektive trifft einen eigenen Ton und das Erzähltempo wird - je nach Zeitpunkt - mal langsamer und mal schneller. Die Dramatik der einzelnen Situationen wurde gut eingefangen.

Ein Roman, der sich mit Kolonialherrschaft und Rassismus auseinandersetzt und ohne große Transferleistung zulässt, über den Tellerrand zu schauen.