Leider nicht...

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zauberberggast Avatar

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„Nachricht von dir“ ist in Frankreich ein Bestseller gewesen und ich glaube das könnte auch hier so kommen. Wenn ich das Buch mit einem Wort beschreiben müsste würde ich wahrscheinlich den Begriff „modern“ verwenden. Der Roman ist nämlich ein Buch des 21. Jahrhunderts indem es unsere Gegenwart abzubilden versucht. Die Möglichkeit qua Smartphone immer und überall erreichbar zu sein und sich mit diesem einzigen Gegenstand auch noch ein tragbares Lebensarchiv zu erschaffen ist ein zentrales Motiv des Buches. Im Mittelpunkt stehen zwei Menschen: Zum einen Jonathan. Der ehemalige französische Starkoch, derzeit in San Francisco lebend, hat die Trümmer seiner gescheiterten Beziehung und seiner Karriere vor Augen. Seine Existenz ist bescheiden geworden, genauso wie sein Restaurant und seine Perspektiven. Die zweite Protagonistin ist die englische Floristin Madeline, die in Paris einen kleinen Blumenladen betreibt und gerade frisch verlobt ist mit Raphael. Diese zwei Menschen treffen kurz in einem Flughafenlokal in New York aufeinander, streiten sich wegen eines Sitzplatzes und vertauschen beim Zusammenprall ihre Smartphones. Die Geschichte nimmt ihren Lauf…

Nach Buchbeschreibung und Covergestaltung hatte ich mich – wie so viele andere potentielle Leser - auf eine Liebesgeschichte eingestellt ohne freilich zu ahnen, dass sich nach ca. 150 Seiten Abgründe auftun, die dem Buch einen sehr düsteren Anstrich geben. Man wusste zu diesem Zeitpunkt zwar schon dass sowohl Jonathan als auch Madeline eine Krise durchzustehen hatten, das Ausmaß konnte man aber nicht abschätzen.

Ich kann sagen, dass ich von dem Buch enttäuscht bin, weil es sich in ein so unangenehme Richtung entwickelt hat. Dieser Eindruck hat sich bei mir verstärkt eingestellt, weil ich von den ersten 150 Seiten begeistert und gepackt war. Das Buch hat eine interessante Story versprochen und zunächst auch geliefert, ich habe mit Jonathan und Madeline mitgefiebert und mich gefragt, wie sie wohl zueinander finden würden. Die Schreibweise von Musso hat mir trotz ihrer Einfachheit gut gefallen und auch die Struktur seiner Geschichte. Als dann aber die Handlung rund um Alice einsetzte und die Rückblicke erfolgten, kam ich mir vor als wäre ich in einen anderen Roman eingetaucht, der nichts mehr mit dem erfrischenden Buch zu tun hatte, in das ich so vertieft war. Nein, ich wollte keine Geschichte mit einer gebrochenen Polizistin lesen, ihr Charakter war mir plötzlich unsympathisch. Dass es um eine verschwundene Jugendliche, ein grausames Verbrechen gehen würde hat mich geschockt, weil ich normalerweise keine Thriller lese. Dennoch: es war ab Seite 150 kein Buch mehr für mich. Zu allem Übel kam hinzu, dass sich die klischeehaften Handlungsmomente und Unglaubwürdigkeiten häuften und ich eigentlich nur zu Ende gelesen habe, weil das Buch an sich gut ist und ich wissen wollte, wie es denn nun ausgeht und welchen Twist Musso noch hineinbringen würde.