Madeline und Jonathan vertauschen ihre Handys

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adel69 Avatar

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Kürzlich habe ich folgendes Buch gelesen:

 ==Nachricht von dir==

 Autor: Guillaume Musso

Seitenzahl: 464 Seiten

Verlag: Pendo (gehört zum Piper-Verlag)

 

==Madeline und Jonathan vertauschen ihre Handys – oder: die Handlung==

 Madeline aus Paris und Jonathan aus San Francisco befinden sich am John F. Kennedy-Flughafen in New York. Sie kennen sich nicht, wollen noch schnell etwas essen und gehen ins Schnellrestaurant.

 In einem Moment der Unachtsamkeit prallen sie beide mit ihren Tabletts gegeneinander – Essen fällt zu Boden, Getränke werden verschüttet und auch die Handys fallen heraus. Hektisch, fluchend, ungehalten nehmen beide wahr, was passiert ist – nehmen ihre Handys wieder zu sich und ärgern sich über das geschehene Malheur.

 Zu Hause stellen sie beide fest, dass jeder von ihnen das Handy des anderen hat  Sie telefonieren miteinander, ärgerlich, jeder ist sauer auf den anderen. Nun könnte ja Madeline Jonathans Handy an ihn senden – und Jonathan Madelines Handy. Aber so einfach ist das nicht – denn jeder von ihnen beginnt, das Handy des anderen zu untersuchen. Es ist doch wirklich interessant, welche Daten solch ein Handy speichern kann – und welche Einblicke man über das Leben eines anderen dadurch bekommen kann.

 Madeline, die Blumenhändlerin aus Paris, hat ein Geheimnis – und Jonathan, ein begnadeter Koch aus San Francisco, ebenso. Und sie merken, dass ihrer beider Leben irgendwie miteinander verknüpft ist…

 

==Eine Geschichte über vertauschte Handys und einen Kriminalfall – oder: meine Leseerfahrung==

 Von Guillaume Musso habe ich schon einige Bücher gelesen – beispielsweise „Ein Engel im Winter“, das mich sehr berührt hat. Er greift in seinen Büchern immer wieder Themen auf, die mit „Tod“, „Nahtoderfahrungen“, „Vorahnungen des Todes“ auf – aber in einer Art und Weise, die mich nicht stört.

 Kein Wunder also, dass auch das neue Buch mein Interesse weckte. Ansprechend finde ich den Buchumschlag. Ein aufwändig gestaltetes Paperbackexemplar mit einem aufklappbaren Umschlag. Auf dem Titelbild eine Frau mit langem Haar vor der Kulisse von Paris. Das Haar ist so lang, dass man ihr Gesicht kaum sieht. Klappe ich das Buch am Titelcover auf, sehe ich einen Mann von hinten mit einer Kappe, der auf San Francisco schaut. Dasselbe Bild sehe ich, wenn ich die Rückseite des Buches betrachte. Klappe ich die Rückseite des Buches auf, sehe ich wieder das Bild der langhaarigen Frau vor dem Häusermeer von Paris.

 Liebevoll ist also alles gestaltet – auch die große Schrift des Buches ist mir sympathisch. Da brauche ich keine Lesebrille bei der Lektüre.  

 Guillaume Musso arbeitet in seinem neuen Buch nicht mit dem Thema „Tod“ und anderen, damit verknüpften, Themen, wie ich es sonst aus anderen Büchern von ihm kenne. Nein, er greift das Thema der Handyverwechslung auf. Er hat sich Gedanken gemacht über die Frage „Was kann ein Handy über uns offenbaren, wenn es ein anderer in die Finger bekommt?“ und das in einen Roman verpackt. Die Idee kam ihm durch eine Handyverwechslung, die er selbst auf dem Flughafen in Montréal 2007 erlebt hat.

 Er erzählt – aus der Sicht des auktorialen Erzählers (kein Ich-Erzähler) – abwechselnd die Geschichte von Madeline, der Britin, die in Paris lebt und einen Blumenladen hat – aber nicht immer Blumenverkäuferin war. Als Ermittlerin hatte sie in Manchester knifflige Fälle zu lösen – und einer dieser Fälle brachte sie dazu, ihren Beruf bei der Polizei an den Nagel zu hängen. Liiert ist sie in Paris mit Raphael, der im Buch aber eher eine untergeordnete Rolle spielt.

 Jonathan, ein begnadeter Koch, konnte Gerichte erfinden, die ihm Ruhm und Geld brachten. Er hatte sogar sein eigenes Restaurant. Verheiratet war er mit Francesca. Einen gemeinsamen Sohn haben sie auch. Aber auf einmal ging sein Leben in die Brüche – er hatte Schulden und musste das Restaurant aufgeben. Er ließ sich scheiden. Zu Francesca hat er noch Kontakt, denn immer wieder kümmert er sich um den gemeinsamen Sohn Charly.

 Die Handlung amüsiert mich zuerst. Es gefällt mir, wie Madeline und Jonathan zuerst das Handy des anderen zurücksenden wollen. Jedoch untersuchen beide das Handy, das sie vor sich haben. Jonathan ist der erste, der Madelines Handy genauer in Augenschein nimmt. „Typisch Mann“, denke ich. „Männer sind immer neugierig – dass sie das nicht mal bleiben lassen können….“ (aber: wie sagt mein Mann immer: Männer sind nicht neugierig, sie sind nur interessiert).

 Als Madeline durch ein Telefonat mit Jonathan erfährt, dass er ihr Handy immer noch nicht an sie geschickt hat, untersucht sie auch sein Handy. Jeder entdeckt Bilder, die der andere über sich und sein Leben gespeichert hat – aber auch private Dateien. Ganz zu schweigen, dass Anrufe und SMS-Nachrichten eingehen, die eigentlich für den jeweils anderen gedacht sind. Wobei die Anrufer bald merken, dass sie es nicht mit der Person zu tun haben, die sie eigentlich auf dem Handy angerufen haben.

 So könnte die Handlung weitergehen – mit ein paar zwischenmenschlichen Abgründen, die vielleicht gelöst werden können, weil eine andere Person durch den Besitz eines Handys davon Wind bekommt – und vielleicht eines oder mehrere Probleme zu einer Lösung kommen. Dann jedoch tut Musso etwas total Untypisches – etwas, das ich aus seinen Büchern so bisher noch nicht kenne. Er baut eine Krimihandlung um ein Mädchen, namens Alice, ein. Das ist mir irgendwie zu viel, zu überladen. Ich mag Krimis, aber wenn ich einen Krimi lesen will, greife ich gezielt nach einem Buch, auf dem „Kriminalroman“ steht – aber nicht zu einem Buch von Musso. Zumal im Klappentext des Buches nichts von einer Krimihandlung vermerkt ist.

 Zwar lösen sich zum Schluss die offenen Fragen auf – aber zur Entspannung finde ich das Buch auf einmal nicht mehr geeignet. Ich selbst suchte Lektüre, um mich von diversen Stresssituationen, die ich momentan im Leben habe, abzulenken – aber die fand ich nicht. Die Verwechslungsgeschichte mit dem Handy ist eine gute Idee, aber auf eine Krimi-Handlung war ich nicht vorbereitet…

  

==Mein Fazit==

 Das neue Buch von Guillaume Musso ist gut zu lesende Lektüre mit zwei sympathischen Charakteren – Madeline und Jonathan -, die ihre Handys vertauschen. Weil sie neugierig sind und jeder im Handy des anderen nach Informationen forscht, stoßen sie auf interessante Details im Leben des anderen – die ihr Leben und die weitere Romanhandlung beeinflussen.

 Die Kriminalhandlung in dem Buch war mir persönlich „zuviel des Guten“ – dafür ziehe ich einen Stern ab. Bleiben also vier Sterne und eine Leseempfehlung.

 

 Ich schreibe noch unter „Sydneysider47“ für die Verbraucherplattform „Ciao.de“, unter „Irina Melbourne“ stelle ich Rezensionen bei Amazon.de ein – und im Wordpress-Blog der Verrückten Leseratten poste ich Rezensionen unter „sydneysider47“.