Auf Du-und-Du im Damendoppel

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eckenmann Avatar

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Im Laufe meines Lebens habe ich mich schon ein ganz klein wenig vom handylosen reinen Analogmann zum digitalen Seiteneinsteiger gemausert. Vertrauter mit bestimmten Seiten der virtuellen Welt halte ich nun das handliche Büchlein der beiden Autorinnen und blättere darin die gut 175 Seiten an Text durch.
Welche Nachrichten werde ich wohl hierbei finden?

Das zweiseitige einleitende Vorwort wird um 37 kurze Kapitel mit vorangestellten Auszügen aus digitalen Dialogen zwischen Männern und Frauen
(Chat- und SMS-Verläufen sowie E-Mail-Verkehr) ergänzt. Jedes Kapitel beschreibt einen jeweils anders typisierten männlichen Nachrichtenschreiber.

Größtenteils äußerst amüsiert lese ich, wie in einer Art Ping-Pong-Spiel Beziehungen über das geschriebene Wort gefasst, gestaltet, entwickelt und vor allem auch beendet werden.
Strukturen und Muster beim Senden und Empfangen von Nachrichten sowie Vorschläge für mögliche und notwendige Reaktionen werden beschrieben.
Beide Autorinnen bilden eine verschmitzte und augenzwinkernde Gemeinschaft mit den Frauen - an die diese "Nachrichten von Männern" adressiert sind.
Ein diabolisches Doppel mit vielen Du- und Wir-Botschaften.

Als schmunzelnder Artgenosse der oft richtig schonungslos Analysierten erkenne ich mich, manche Eigenarten und -heiten meiner digitalen Kommunikation teilweise bei einigen Typen ganz gut wieder
(Das Enigma/ Der Nette / Der Narr / Die Herrklärung) - und fühle mich ein wenig ertappt.
Andere Auswüchse bestaune ich nur, finde diese aber durchaus wortwitzig bis sarkastisch skizziert und skandiert.

Ein Feuerwerk an bissigen Wortschöpfungen und spöttischen Witzen ergötzt mich mit sehr kurzweiliger Unterhaltung. Teilweise sitze ich wie in einer Comedy-Show und muss das soeben Gelesene erst einmal sacken lassen.
Würde man die beschriebenen Herren aufs Podest holen, wäre es wahrlich ein Panoptikum. Nicht immer fechten beide Autorinnen hintersinnig mit der feinen Klinge, man muss diesen mitunter schrägen und derben Humor einfach mögen.
Das Lesen ist dann und wann an schlicht eine sportliche Herausforderung für Zwerchfell, Sprach- und Denkzentrum.

Es ist ein sehr temporeiches witziges Buch. Ich werde Einiges an Wortwendungen und Wortfassungen zum Schreiben im Netz und am Handy noch einmal nachlesen.

Am Ende kommt bei mir allerdings auch eine Sehnsucht nach dem Gesprochenen und Gefühlten auf. Direkte Wortwechsel. Kommunikation mit allen Sinnen.
Als analoger Mann. Schreiben ist dann letztlich Silber. (Miteinander) Reden Gold.