Temporeich überspitzte Darstellung moderner Unterhaltungsphänomene

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blätterregen Avatar

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„Nachrichten von Männern" von Anika Decker und Katja Berlin ist ein am 31.05. erschienenes Sachbuch aus dem Hause Ullstein. Seine 192 Seiten in der Printausgabe lesen sich leicht und locker zum Kaffee oder als Klolektüre mal eben so weg.

Die Autorinnen haben darin tief in ihren Postfächern, Messengern, Whatsapp-, Intsagram- und sonstigen Nachrichteneingängen gegraben und daraus 37 Sorten von Chattern extrahiert. Sie präsentieren die Archetypen männlicher Wortegewalt in humoristischer und leicht bissiger Weise, die ab und zu zynische Untertöne hat.

Sie treffen meiner Meinung nach damit einen Nerv unserer digitale Kommunikationskultur und sezieren ihn in amüsanter und teilweise selbstironischer Weise.
Die temporeich überspitzte Darstellung moderner Unterhaltungsphänomene, hat mir mehr als einmal ein lautes Lachen entlockt. Die Beispiele der Autorinnen und ihre Beschreibungen treffen es wirklich auf den Kopf und es kam mir beim Lesen mehr als einmal ein konkreter Name oder eine Situation in den Sinn. Ab und zu schrammen die Autorinnen haarscharf am Klischee vorbei und der ein oder andere Witz zündet nicht, wie gewünscht, aber alles in allem ist „Nachrichten von Männern“ eine komödiantisch überzeichnete und doch ziemlich akkurate Beschreibung, dafür was in modernen Posteingängen so passiert.

An einigen Stellen kann man sich tatsächlich auch mal an die eigene Nase fassen und sich fragen, warum und wie man sich in solchen Konversationen bewegt und ob man nicht auch selbst schon des Öfteren mal eine Ghosterin oder eine Nachrichtenromantikerin gewesen sein könnte...
Hier hätte ich es schön gefunden, wenn es noch ein abschließendes Kapitel gegeben hätte, das die Aufzählung der Konversationstypen abrundet und den Blick etwas weitet.
Trotzdem höchst unterhaltsam und lehrreich zugleich, hält einem dieses Buch einen Spiegel vor und ist gerade für Vielschreiberinnen und Onlinedates ein augenzwinkernder Ratgeber und zeitgemäße Unterhaltung für alle, die schon mal am Wahnsinn der digitalen Kommunikation teilgenommen habe.

Ich denke "Nachrichten von Männern" ist eine amüsante Lektüre für zwischendurch und lädt zum Schmökern und immer wiederkommen ein. Einzig das seltsam trist anmutende und meiner Meinung nach, zusammenhanglose Cover spricht mich überhaupt nicht an, was dem Inhalt aber überhaupt keinen Abbruch tut.