Ein erfülltes Leben?

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anni1609 Avatar

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Heloise, alias Heli, ist Anfang 20 und hat mit ihren beiden besten Freundinnen, Luise und Mia, vor allem Partys im Kopf. Sie studiert Kulturwissenschaften in Berlin und arbeitet neben dem Studium in der Redaktion des Weltmeister-Magazins. Dort ist sie zuständig für eine Kolumne, in der sie eine Liebesgeschichte zwischen sich und ihrem Ex-Freund Philipp Woche für Woche ausschlachtet.
Der Sinn des Lebens besteht für Heli, Luise und Mia aktuell aus Spaß und Genuss des Lebens. Sie tigern von Party zu Party, haben unzählige One-Night-Stands und wachen am nächsten Morgen meistens doch wieder allein auf. Vor allem Heli fühlt sich emotional noch durch ihren Ex-Freund Philipp gefangen, weshalb sie eine Reise nach Indien unternimmt, wo Philipp studiert.
Auch in den Leben von Luise und Mia stehen dramatische Veränderungen an, die den Zusammenhalt des Dreigestirns auf eine harte Probe stellen.

Mit dem Roman „Nachtaktiv“ ist Sophie Senoner ein authentisches Abbild der aktuellen „Lebe-Kultur“ gelungen. Sie beschreibt realistisch das Selbstbild vieler jungen Menschen, die ihr Leben zu 100% auskosten wollen und doch überwiegend egoistisch agieren.
Die gewählten Charaktere in Gestalt von Heli, Luise und Mia sind als Protagonistinnen für den vorliegenden Roman bestens gewählt worden. Drei junge Frauen, die sich aktuell in keiner Liebesbeziehung befinden und dies als Vorteil empfinden. Sie fühlen sich frei, unabhängig und wollen Spaß haben. Sie besuchen massenhaft Partys mit oberflächlichem Publikum und nehmen sich von Männern, was sie wollen – vor allem Sex. Zunächst empfinden sie ihre Lebensweise als bereichernd, doch schnell merken sie, dass ihnen dabei etwas fehlt. Die Autorin lässt die Protagonistinnen während der Handlung erwachsen werden, was ihnen vielleicht auch auf der Suche nach dem eigentlichen Sinn des Lebens behilflich ist.
Die Zeichnung der Charaktere unterstützt die Autorin vor allem durch den Sprach- und Schreibstil. Sie benutzt einen sehr direkten Schreibstil, mit häufig grammatikalisch inkorrekten Sätzen. Die Sätze sind umgangssprachlich und meist sehr kurz gehalten. Verstärkt wird die Art des jugendlichen Schreibstils noch durch Wörter aus der Jugendsprache, die sicher vor allem hip wirken sollen. Der Schreibstil der Autorin ist überaus passend zu der Handlung. Der Leser fühlt sich von Beginn an hineinversetzt in die Partyszene von Berlin und kann der Handlung somit sehr gut folgen. Vor allem Heli ist sympathisch dargestellt. Der Leser fühlt mit ihr, als Frau kann man ihre Gedankengänge und Gefühle besonders gut nachvollziehen.
Die Dialoge sind meist kurz und knapp gehalten. Sie enthalten das Wesentliche.
Der Schreibstil ist im Großen und Ganzen flüssig zu lesen und stellt keinerlei Barriere für das Verständnis der Handlung dar.
Der Roman ist in der 1. Person, aus Sicht von Heloise, verfasst.
Während der Handlung kommt es für den Leser häufiger zu überraschenden Wendungen, was vor allem dem spontanen Charakter von Heli, der Haupt-Protagonistin, geschuldet ist. Der Aufbau der Handlung ist amüsant und nachvollziehbar. Die Handlung besteht mehr oder minder aus der Begleitung des Lebens von Heli für 1 Jahr, ggf. 2012!? Inwiefern eventuell autobiografische Teilstücke mit in der Handlung verwoben sind, mag ich nicht zu beurteilen. Das Alter der Autorin wäre dafür passend.
Der Roman ist im Taschenbuchformat, im Ullstein-Verlag, erschienen und umfasst 331 Seiten. Das Cover ist aus meiner Sicht äußerst passend gewählt, stellt es doch eine junge Frau dar, die in ein Buch vertieft ist und scheinbar nebenbei Gedanken nachhängt. Extras sind in dem Taschenbuch nicht enthalten.

Nach der Leseprobe, die ich von diesem Roman lesen durfte, war ich eher nicht begeistert von der Handlung und vermochte mir nicht vorzustellen, wie man als Leser die 331 Seiten überstehen kann.
Der Roman „Nachtaktiv“ von Sophie Senoner hat mich allerdings gelehrt, das der erste Eindruck aus der Leseprobe durchaus revidierbar ist. Mir hat die Handlung sehr gut gefallen, ich mochte den direkten, offenen Schreibstil der Autorin. Der Roman war gut und schnell lesbar und hat mich des häufigeren zum Schmunzeln verleitet. Die Protagonistin Heloise ist meiner Meinung nach in gewissen Teilen in vielen jungen Frauen zu finden, die erste Erfahrungen im eigenen Leben machen und erst im Laufe ihres Lebens das wirklich Wichtige für sich herausfinden.
Mein Fazit ist, dass „Nachtaktiv“ überaus lesenswert, aber sicher eher für Frauen geeignet ist, es sei denn, Männer möchten Insiderwissen erhalten!