Trunkene Odyssee

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milena Avatar

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"Ich war ein Bauernmädchen auf einer Insel gewesen, dann war ich aufgewacht und hatte festgestellt, dass zwölf Jahre vergangen waren und ich mich aus irgendeinem Grund in einer Londoner Entzugseinrichtung befand oder in Zentren der Heilsarmee oder in Kirchsälen (...)", S. 89/90. Zu sagen, Amy Liptrot berührt mit ihrem schonungslos ehrlichen Blick auf Sucht und Heilung, ist viel zu wenig für dieses grandiose Buch. Mit achtzehn verlässt sie die Orkneyinseln, um schließlich im Kontrastprogramm zu diesem einsamen Stück Land zu landen. London ist ihr zunächst Verheißung, doch aus dem Partygirl wird schnell eine abgehängte junge Frau. Nach zwei Jahren kapituliert ihr Freund und verlässt sie. Dadurch dreht sich das Karussell des Absturzes noch schneller. Die ursprüngliche Clique hat sich längst zurückgezogen und bastelt an Leben und Karriere, die Wechsel der immer mieseren Jobs erfolgt immer schneller, selbst lausige WG-Zimmer kann sie nicht lange halten. Ihre Rettung ist die Rückkehr auf die Inseln. Dort erwartet sie beileibe nicht die Idylle, die Familie ist längst zerbrochen, der Vater kämpfte schon vor ihrer Geburt mit bipolaren Störungen, die Aufenthalte in psychiatrischen Kliniken nach sich ziehen. Trotz allem wird die Rückkehr sie letztlich aus den Fängen ihrer Alkoholsucht befreien. Amy Liptrot Buch stand wochenlang auf den britischen Bestellerlisten und wurde mit dem Pen Ackerley Prize für autobiografisches Schreiben ausgezeichnet. Man kann nur sagen zu Recht!
Ein Buch, dem auch in Deutschland viele Leser zu wünschen sind!!