Solide 4 von 5 Sternen

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Nachtlügen von Lisanne Surborg entführt in eine faszinierende Welt, in der Traum und Realität ineinander übergehen. Isra, die Protagonistin, ist ein Nachtalb – eine Wesenheit, die nachts in die Träume anderer eindringen und sie beeinflussen kann. Tagsüber führt sie ein scheinbar normales Leben als Kellnerin in einem Varieté, doch in der Welt der Alben gibt es Intrigen, Geheimnisse und Gefahren, die sie bald einholen.

Was mir gefallen hat:
Besonders beeindruckt hat mich der Schreibstil: Er ist angenehm, flüssig und atmosphärisch, sodass man schnell in die Geschichte eintaucht. Das Buch liest sich leicht, ohne oberflächlich zu wirken, und schafft es, sowohl Spannung als auch emotionale Momente gut einzufangen.

Ein großer Pluspunkt ist das Worldbuilding, das nicht nur über die Haupthandlung vermittelt wird, sondern auch durch die sogenannten Intermezzo-Kapitel. Diese Einschübe bestehen aus Blogeinträgen, Podcast-Transkripten oder Ausschnitten aus REM-Handbüchern und geben spannende Einblicke in die Gesellschaft der Alben. Das hat für Abwechslung gesorgt und das Gefühl verstärkt, dass es sich um eine vielschichtige, lebendige Welt handelt, die über die eigentliche Handlung hinausgeht.

Auch Isra als Protagonistin mochte ich sehr. Sie ist sympathisch, vielschichtig und hat ihre Ecken und Kanten, ohne ins Klischee abzurutschen. Ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte war nachvollziehbar, und ich habe gerne mit ihr mitgefiebert.

Was mich nicht überzeugt hat:
Während ich den Wechsel zwischen den verschiedenen Erzählarten (dritte Person in der Gegenwart, Ich-Perspektive in Kapiteln aus Isras Kindheit) grundsätzlich nicht störend fand, erschloss sich mir nicht ganz, warum diese Entscheidung getroffen wurde. Der Perspektivenwechsel hat für mich keine klare erzählerische Funktion erfüllt.

Ein Punkt, der mich jedoch mehr gestört hat, war die Beziehung zwischen Isra und Marek. Man merkt, dass die beiden sich näherkommen und dass da etwas zwischen ihnen ist – aber diese Entwicklung bleibt leider recht oberflächlich. Die Gefühle der beiden werden wenig transportiert, sodass mir die emotionale Tiefe in ihrer Verbindung gefehlt hat.

Fazit:
Nachtlügen ist eine spannende, atmosphärische Geschichte mit einer interessanten Protagonistin und einem tollen Worldbuilding. Besonders die Intermezzo-Kapitel haben die Welt sehr lebendig wirken lassen. Kleinere Schwächen in der Figurenbeziehung und im Erzählstil haben mich nicht völlig überzeugt, aber insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Ich hoffe, dass es vielleicht noch eine Fortsetzung oder weitere Geschichten aus dieser Welt geben wird!