Grauners 3. Runde

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miss marple 64 Avatar

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In „Nachts am Brenner“ schickt Lenz Koppelstätter seinen Krimihelden Commissario Grauner in die dritte Runde. Als menschliche Leichenteil am Brenner gefunden werden, wenig später die dazugehörige Leiche eines alten Mannes und als es nicht nur bei diesem einen bleibt und noch ein Hanffeld im Wald entdeckt wird, weiß Grauner, dass diesmal der dunkle Wald der Ermittlungen tiefer sein wird als bisher und er auch das erhellende Licht nicht so schnell finden würde. Mit diesem Bild vor den Augen versucht er die verschiedenen Fäden, die der Autor ihm strickt, auseinander zu winden und passend zusammenzuknüpfen. Da dieses umso schwerer wird, als ihm ein Zusammenhang der aktuellen Todesfälle und dem Mord an den eigenen Eltern klar wird, lässt das Grauner nur noch verzweifelter nach dem Mörder suchen.
Der Autor verlangt dem Leser diesmal viel ab, vor allem die Fähigkeit den Überblick zu behalten. Hier muss ich ehrlich sagen: Weniger ist mehr. Neben dem historischen Bezug der Tat zu einem Verbrechen vor 70 Jahren, als ein hochrangiger NS-Verbrecher am Brenner auf der Flucht verschollen ging-werden wir mit aktuellen Problemen der Region konfrontiert: Drogenhandel, Prostitution, illegalen Flüchtlingen, Schwarzmarkt.
Das macht die Geschichte nicht weniger spannend, aber anstrengender zu lesen.
Trotz alledem ist mir Grauner ans Herz gewachsen, dieser Commissario aus Südtirol, der so ganz nebenbei als "Viechbauer" seine Milchkühe so über alles liebt, dass er ihnen Namen gibt und ihnen auch schon mal eine klassische Arie vorträllert und am liebsten Symphonien von Mahler hört.