Auf den Spuren der Familiengeschichte

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
annek Avatar

Von

Ein junger Mann begibt sich innerhalb der Familie auf Spurensuche, die ihn in eine Zeit bringen soll, zu der er zunächst keine Beziehung hat. Wäre dabei nicht Willi Sitte, ein jedem DDR-Bürger bekannter Maler, der Ausgangspunkt, könnte man das als rein private Unternehmung und nicht so recht geeignet, Interesse bei einer breiteren Leserschaft zu wecken, ansehen. Willi Sitte als "Aufhänger" für dieses Unterfangen funktioniert vielleicht ganz gut.
Der Anfang erscheint unbeholfen in mancherlei Hinsicht, nicht recht überzeugend und konstruiert. Man hat den Eindruck, der Autor erarbeitet sich Schritt für Schritt die historischen Hintergründe, v.a. die Fußnoten zur DDR-Geschichte sind z.T. etwas naiv und sehr vereinfacht.
Erst nach und nach wirkt die Darstellung überzeugender, der Stil wird sicherer und es kommen nachdenkliche Passagen, die man nachvollziehen kann.
Die Familiengeschichte der Sittes, mit Brüdern, die auf verschiedene Art und Weise die DDR-Geschichte erleben und mitgestalten, ihre Probleme und Schwierigkeiten, v. a. natürlich Willi Sitte als Maler im Spannungsfeld zwischen den eigenen ästhetischen Ansprüchen und den Zwängen der DDR-Kulturpolitik - das ist gut recherchiert und über weite Teile klug reflektiert. Vieles bleibt natürlich vage. Auch wenn es kein Sachbuch ist, sollte man Biographien und Analysen der Kulturpolitik in dieser Zeit hinzunehmen, um fundierter abzusichern und urteilen zu können.
Interessant wird das Buch aus meiner Sicht v.a., weil es sichtbar macht, wie ein junger Mann sich zunehmend vorurteilsfreier eine Sicht auf die Zeit erarbeitet und in seinen "Urteilen" differenzierter wird.
Insofern ist das für junge Leser sicher ein Gewinn.
Der Titel schließt sich erst am Ende.