Gut recherchierte Annäherung

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pfeanki Avatar

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Als ich das Buch in der Hand hielt, musste ich direkt meine ablehnende Meinung zum Cover revidieren: In natura ist es wirklich gut gewählt! Genau die Art Bild, mit dem Sitte in den 1960ern bei den SED-/DDR-Kunstwächtern angeeckt ist! Insgesamt finde ich den Einband sehr wertig.
Ich lese gerne Bücher mit Bezug zur jüngeren deutschen Geschichte. Nicht unbedingt reine Sachbücher, aber gut recherchiert und glaubwürdig nachvollziehbar sollten sie schon sein.
Mit seinem Buch wählt Aron Boks eine sehr persönliche Herangehensweise an unsere jüngere Geschichte. Er ist ein Urgroßneffe des bekannten und umstrittenen Malers Willi Sitte, und ausgehend vom zufälligen Auftauchen des Gemäldes „Die Heilige Familie“ nimmt Aron Boks den Leser mit auf seine persönliche Spurensuche. Diese Annäherung an einen eher unbeliebten Maler ist mit Empathie geschrieben, umfangreich recherchiert. Keine Künstlerbiografie, eher der Versuch, den Künstler und dessen Verhältnis zur DDR zu verstehen, dabei auch ein Stück weit die Mechanismen der DDR zu erkennen. Das Ganze frisch und sehr gut lesbar verfasst. Und im Epilog erfährt man auch noch, wie der Titel zu Stande gekommen ist.