Abwarten, die Dinge kommen lassen und bloß nicht hektisch werden

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Falk Thomsen, Soziologie-Student im 13. Semester, hat ein schlichtes Lebensmotto:

**abwarten, die Dinge kommen lassen und bloß nicht hektisch werden.**

Als seine Freundin Bille mit ihm nach Goa aufbrechen will, erhält er einen Brief vom Notar, der ihn mit der traurigen Nachricht bedenkt, dass sein Lieblingsonkel Sten verstorben ist. Sten hat Falk seinen Strandkorbverleih auf der schönen Nordseeinsel Heisterhoog vermacht und muss nun zurück in seine alte Heimat. Da er eh ein ruhiger Vertreter der Gattung Mann ist, zieht er diese Alternative einem Partyhopping auf Goa ohnehin vor und reist allein nach Heisterhoog, das wiederum Bille viel zu provinziell und öde wäre.

Kaum auf Heisterhoog angekommen, merkt Falk allerdings, dass ein Strandkorbverleih sich gar nicht so leicht leiten lässt, wie er gedacht hatte: rund um die Uhr vor Ort sein und sich dann auch noch mit den Sonderwünschen der Urlauber auseinandersetzen zu müssen,

Zum Glück hilft ihm Nille, ein alter Freund seines Onkels, und auch sein Nachbar aus dem DLRG-Häuschen, Thies Hoop, scheint ihm wohlgesonnen zu sein. Zumindestens klärt er ihn darüber auf, dass das Angebot von Herrn von Boistern alles andere als großzügig oder angemessen ist... Von Boistern, eigentlich Bernd Frekksen, ist der reichste Mann der Insel und der Immobilien-Tycoon schlechthin. Zumindestens sieht er sich selbst gern so... Er möchte Falk sein Land abkaufen, um darauf ein riesiges Hotel zu errichten. Falk erfährt, dass sein Onkel Sten – entgegen der Behauptung von von Boistern – nie vorhatte, den Strandkorbverleih samt Land zu verkaufen.

Doch wenn Falk nun nicht rasch verkauft, könnte die Gemeindeversammlung sein Grundstück unter Naturschutz stellen, womit es dann (zumindestens finanziell, denn eine ausgeglichene, schöne Flora und Fauna ist natürlich nach wie vor unbezahlbar) wertlos wäre...

Zu all diesen Problemen gesellt sich noch, dass Falk unter für ihn eher peinlichen Umständen Gina begegnet, die ihn gleich fasziniert. Wie sich herausstellen soll, hat sie mit von Boistern zu tun...

Das Chaos in Falk´s Leben ist somit perfekt..! Und das sollen nicht die einzigen Schwierigkeiten bleiben, die ihm bevorstehen...

Schade, dass ich mich beim Lesen nicht entspannt in einem schönen Strandkorb flezen konnte – das hätte diese Lektüre perfekt gemacht ! Aber auch ohne Strandkorb und Sand unter den Füssen spürt man beides irgendwie trotzdem.

Die Autorin schreibt sehr flüssig und unterhaltsam. Sie „beobachtet“ ihre Protagonisten sehr detailliert, ohne zu ausschweifend zu werden und es macht viel Spass, Falk in seiner neuen Aufgabe „zuzusehen“ und irgendwie auch beizustehen. Man kann sich vorstellen, wie sehr er den Job vorher unterschätzt hat und gut nachvollziehen, wieviel Arbeit tatsächlich dann dahintersteht.

Falk war mir von Anfang an sympathisch – ich habe mich nur gefragt, wie er an seine Freundin Bille gekommen ist, die ja das krasse Gegenteil von ihm zu sein scheint. Und „Gegensätze ziehen sich an“ greift für mich hier einfach nicht.

Die Entwicklung, die Falk auf der Insel durchlebt und wie er schlussendlich doch noch mit den leicht frostigen Nordlichtern „warm wird“ und sogar Freundschaften schließt, war einfach schön und beschwingt zu lesen.

Mir als Nordseefan hat dieser Roman sehr gut gefallen – und das spricht sehr für ihn, denn eigentlich mag ich solche seichten Urlaubsromane nicht wirklich gern... Aber Marie Matisek schreibt so vergnüglich und gut gelaunt, dass mir das Buch zu keinem Moment zu seicht oder trivial vorkam.

**Mein Fazit:** Ein richtig schöner Roman für den Strandkorb, einen faulen Nachmittag auf dem Balkon oder schlichtweg auf dem Sofa !