Insulaner werden ist nicht schwer ! Insulaner sein dagegen sehr !

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sven zipperling Avatar

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„Nackt unter Krabben" von Marie Martisek, erschienen im List Verlag

Sten der langjährige Strandkorbvermieter der Nordseeinsel Heisterhoog, die eigentlich ganz anders heißt, vermacht kurz vor seinem Tode seinen gesamten Besitz seinem Enkel Falk. Falk verbindet mit der Insel und mit seinem Onkel Sten, jedoch nur Kindheitserinnerungen, und fristet ansonsten in Hamburg ein Leben, als ewiger Student. Kurz vor der Entscheidung, die laufende Saison auf der Insel zu verbringen, kommt es zu einem Zerwürfnis mit seiner langjährigen Freundin Bille. Diese hat ganz andere Vorstellungen von der gemeinsamen Zukunft und träumt von einem exotischen Urlaub mit oder ohne Falk. Falk sieht sich wiederum in die Pflicht genommen und nimmt sein Erbe an. Doch sein ersten Tag auf der Insel verläuft ganz anders, als erträumt. Sah er sich als Retter des Strandkorbverleihs und damit der ansässigen Tourismusbranche, wird er auf der Überfahrt nach Heisterkoog von einer aufgedonnerten Blondine von oben bis unten mit Kaffee getauft und auch sein anschließender erster Schwimmausflug endet letztendlich in einem Fiasko. Vom männlichen Ego getrieben, wollte einer jungen Frau seine Sportlichkeit beweisen und gerät Falk dabei in „Seenot". Von der jungen Frau aus den Fluten gerettet und von Thies, dem Wächter der DLRG Hütte, wieder zurück ins Leben gerufen, verbringt er den ersten Abend desillusioniert in Stens Hütte. Hier kommen jedoch die Erinnerungen an die Kindheit wieder, welche durch die Gerüche von Seetang, Ölzeug und Netzzeug noch verstärkt werden. Auch der erste Tag, als Strandkorbvermieter verläuft nicht optimal und Falk ahnt, daß der Sommer noch so einige Überraschungen für ihn bereit halten wird. Da ist Hubsi, der „reichste" Mann von Heisterkoog, der Falk unbedingt sein ererbtes Land abkaufen möchte, um ein angebliches Urlaubsparadies zu erschaffen. Da ist die Lebensretterin Gina, die immer mehr Anteil nimmt an Falks Leben und doch wiederum auch durch das geplante Bauprojekt nicht unbefangen ist. Und da sind die Insulaner, welche ebenfalls ein gespaltenes Verhältnis zu Neulingen und neuen Projekten haben. Da stehen die Naturschützer auf der einen Seite und die Gewerbetreibenden , im Interessenkonflikt, auf der anderen Seite. Erst der Zusammenhalt der Insulaner in einer Sturmnacht, von der der Strandkorbverleih unmittelbar bedroht ist, bringt Falk zum Umdenken. Das Studium, Bille und das leicht verdiente Geld rückt in den Hintergrund und er erkennt, was wirklich wichtig ist im Leben. Die Liebe und ein fester Lebensmittelpunkt. Wird Heisterkoog und Gina, dies leisten können ? Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und zeugt von der Kenntnis der Autorin, wie Nordländer, und insbesondere Insulaner, denken, handeln und fühlen. Mich hat das Buch begeistert und um so mehr habe ich mich gefreut, daß am 12.04.2013 der Fortsetzungsroman „ Mutter bei die Fische" erschien.