Urlaubsunterhaltung mit tieferem Sinn

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
büchersally Avatar

Von

Als Falk Thomson die Nachricht erhält, sein Onkel habe ihm die Strandkorbvermietung auf Heisterhoog vererbt, entschließt er sich sofort, statt mit seiner Freundin Bille nach Goa an die Nordsee zu reisen. Bille ist darüber wenig erfreut. Sämtliche Überredungsversuche können den Langzeit-Soziologiestudenten nicht umstimmen. Kaum auf der Insel angekommen, stellt Falk fest, dass ein erfolgreicher Strandkorbvermieter mehr können muss, als vor seiner Holzhütte zu sitzen. Nur mit Hilfe einiger alteingesessener Insulaner kann er das gröbste Chaos vermeiden. Der so entstandene Anschluss an die Gemeinde wird allerdings schnell getrübt, als ihm der Immobilienhai der Insel ein Kaufangebot für den Strandkorbverleih macht, das in Falks Augen zu verlockend ist.

Marie Matisek fängt in ihrem Roman eine Küstenidylle einer fiktiven Insel ein. Man hört das Wellenrauschen, riecht die salzige Luft und fühlt sich direkt in Urlaubsstimmung versetzt. Gemixt wird diese unbeschwerte Stimmung mit real anmutenden Problemen. Gerade in den dünner besiedelten Küstenregionen ist die Hauptferiensaison die Haupteinnahmequelle für viele Haushalte. Erfahrung und vor allem Zusammenhalt sichert hier die Existenz. Der in dieser Hinsicht blauäugige Falk muss sein Handwerk von Grund auf lernen und sich an die bestehende Dorfgemeinschaft anpassen. Der Weg dorthin bietet einiges an Potential, um die anfängliche Vorhersehbarkeit doch noch zu stören.

 

Die Anzahl der Charaktere ist trotz des Handlungsortes mit Urlaubsgästen überschaubar. Wie es für eine leichte Urlaubslektüre gehört, gehen die Beschreibungen nicht zu sehr in die Tiefe, sondern erklären nur den gegenwärtigen Zeitpunkt. Wer sich selber im Strandkorb erholen möchte, findet mit dieser Lektüre die richtige Einstimmung. Trotz der ernsten Themen wie Umweltschutz, Existenzgründung, der Neuordnung des Privatlebens bis hin zu den dunklen Machenschaften des Immobilienmoguls herrscht durchgehend ein leichter Tonfall. Ausgleichend wirkt hier die zögerlich beginnende Verbindung zwischen Falk und der Architektin Gina.

 

Durch den flüssigen Schreibstil liest sich dieses Buch so leicht, dass man auch auf dem heimischen Balkon das Gefühl von Strandurlaub vermittelt bekommt. Cover und Gestaltung ähneln sehr den Veröffentlichungen von Dora Heldt, deren Leser auch zur Zielgruppe gehören. Marie Matisek unterhält im klassischen Stil. Die aufkommenden Probleme werden am Ende zur Zufriedenheit aller gelöst, wobei der Weg dorthin doch Überraschungen bereithält. Zusammengenommen ist es ein nettes Urlaubsbuch, das Nordseeflair vermittelt und ganz subtil zum Nachdenken über dieses und jenes anregt.