Der alles durchdringende Lavendelduft

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owenmeany Avatar

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In diesem assoziativen Erzählstil setzen sich mosaikartig zarte Geschichten voller Lebensweisheit zu dem Kosmos einer kleinen Familie zusammen. Auch die Literatur bietet Deutungshilfe, vorrangig zitiert die Autorin skandinavische Autoren, aber auch Camus, Kafka, Sebald, Milosz und viele andere mehr und weist damit Wege, dort ebenfalls nach weiterer Inspiration zu suchen.

Rührend erscheint mir der Vater mit seinem Waldhorn, dem sensibelsten aller Blasinstrumente. Immer wieder kreist sie um das Thema Tod und Trauer, sensibel geht sie damit um bis hin zum Nebulösen. Verwirrend mutet das an, wenn man nicht auch zwischen den Zeilen liest. Bilder aus der Natur verdeutlichen, was direkt in Sprache gefasst zu grobschlächtig wäre. Die zwei Zeitschienen bilden eine Metaebene, in der sich die Autorin aus einer Distanz von knapp sechs Jahren selbst reflektiert.

Stärkere Kontinuität gewinnt die Erzählung ab Seite 75, als wir das traurige Schicksal der Mutter während der letzten Kriegsmonate und danach alleine in der Fremde verfolgen. Auftrieb gibt ihr die Liebe zum GI Bill und die Schwangerschaft, aber noch vor der Hochzeit verunglückt er tödlich und sie verliert das Kind.

Auch wenn Rückblicke die Handlung vertiefen, kann man diese gut in den Zusammenhang einordnen, wobei die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die darauf folgende Flucht aller die größte Rolle spielt. Es bleibt spannend bis zum Schluss, der dann endlich die Irritationen bezüglich der verschiedenen Charaktere aufklärt.

Meine Lehre, die ich nachhaltig aus dem Buch gezogen habe: nie gibt es ein absolutes Richtig oder Falsch, Keiner ist nur gut oder böse, man muss zwischen Primär- und Sekundärtugenden unterscheiden und vor Allem: hüte dich vor charismatischen Personen, sie können dir viel geben und viel nehmen. Und für diese Erkenntnis lohnt es sich allemal, diesen Roman zu lesen.