Geschichten vom Paradies

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
arizona Avatar

Von

Dieser Roman ist autobiographisch inspiriert, wie es der Klappentext so schön formuliert.

Die Autorin ist selbst Ärztin und lebt in Schweden, genauso wie die Protagonistin. Der Anfang des Romans spielt im Jahr 2007 und handelt vom Tod ihrer Mutter, die in Stuttgart gelebt hat. Dies nimmt die Erzählerin ein paar Jahre später zum Anlass, um ihre Familiengeschichte aufzuschreiben. Ihre Mutter Rose stammt aus Ostpreußen, und diese Heimat ist für sie zeitlebens das gelobte Land geblieben. Dann musste die Familie jedoch vor dem Krieg fliehen. Die Mutter lebte nach ihrer Hochzeit dann später mit ihrem Mann und der Tochter zuerst in Waldstadt, und schließlich im Raum Stuttgart.

In dem Roman herrscht schon durch den Anfang mit dem Tod der Mutter eine eher melancholische Stimmung. Aber dies alles ist trotzdem sehr schön geschrieben, und auch die Bilder zur Charakterisierung der Personen sind besonders. Der Vater mit seinem Buckel und seiner Leidenschaft fürs Waldhorn spielen ist ein „Lobpreiser“, der die Natur bewundert. Die Mutter dagegen wirkt eher depressiv, sie trauert ihrer Heimat Ostpreußen nach. Auch ist das Leben der Mutter geprägt von Verlusten. Und nach dem Tod des Vaters gibt es für sie nur noch Leere und Einsamkeit.

Aber was auch nach dem Tod der Eltern bleibt sind Erinnerungen und die Spuren, die die Eltern hinterlassen haben. Und so erzählt die Autorin die Geschichten ihrer Mutter, und zwar Geschichten des Sehnens und auch Geschichten aus dem Paradies. Der Großvater wird beschrieben wie ein König, den alle geliebt haben. Ihre Mutter hatte noch vier Geschwister. Der Krieg hält Einzug, und die älteren Brüder müssen an die Front.

Der Titel des Romans kommt daher, dass sich die Mutter mit ihrem Bruder, der Schauspieler werden will, Briefe schreibt und diese immer enden mit „Nächstes Jahr in Berlin“. Aber so weit wird es nicht kommen. Die Familie muss vor dem Kreig fliehen, und sie haben über Jahre keinen Kontakt mehr. Später besuchen sie dann die Großeltern in Ostdeutschland. Hier auf dem Land in der DDR, das ist für die Enkelin das Paradires. Es entwickelt sich eine besonders liebevolle Beziehung zwischen ihr und ihrem Großvater, die auch geprägt ist durch die gemeinsame Liebe zu Büchern.

Ich habe wirklich Anteil genommen an dem Schicksal dieser Familie. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist nicht einfach. Psychologisch fand ich das einfühlsam erzählt. Man versteht nach und nach, wie alles in dieser Familiengeschichte zusammenhängt, und es bleibt bis zum Schluss spannend. Und es gibt eine Fortsetzung mit „Goodbye Bukarest“, auf die ich jetzt neugierig geworden bin.