Nett, aber kein Ratgeber zum Nein-Sagen ...

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gormflath Avatar

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Die Entertainerin Désirée Nick ist als „spitzeste Zunge der Nation“ bekannt“ und schreibt auch gerne über Tabus der Gesellschaft. In ihrem neuen Buch bekennt sie sich zum NEIN-Sagen und gibt lautstark bekannt „NEIN ist das neue JA. So wie Orange das neue Vierzig und Fünfzig definitiv das neue Dreißig.“
Als bekennende Nein-Sagerin analysiert sich scharfzügig und anhand zahlreicher selbst erlebter Anekdoten, warum wir ohne bewusstes und deutliches Nein-Sagen nicht unsere Ziele erreichen. Frau Nick sagt Nein zum Chef, Nein bei der immer fordernden Familie, Nein bei viel zu engen Schuhen, Nein zu Strähnchen beim Friseur, Nein zu Tupperparty und Nein zu Partys, auf die sie keine Lust hat. JA hingegen sagt sie zu allen Dingen, die ihr wirklich am Herzen liegen. Auf den Weg gibt sie uns eine Not-to-do-Liste an die Hand, mit der wir Stück für Stuck lernen sollen, uns zum Nein zu bekennen.
Nach ihrer Theorie liegt im Nein-Sagen der Schlüssel zu mehr Liebe und Glück, zu mehr Geld und Erfolg, zu mehr Gesundheit und persönlicher Entfaltung, denn wer Nein sagt, hat schließlich die Macht und kann so sein Schicksal selbst bestimmen. So frech, wie man Frau Nick aus den Medien und von ihren Auftritten kennt, sagt sie auch in ihrem aktuellen Buch geradeheraus, was sie denkt.
So weit, so gut, aber: Das Buch ist wirklich kein Ratgeber für unseren Alltag, sondern bestenfalls eine Aufzählung ihrer persönlicher Begebenheiten und Erfahrungen, die sie zwar äußert witzig und in teilweise vulgärer Ausdrucksweise von sich gibt, aber nicht jedes Nein klingt wirklich überzeugend. Da sagt sie vehement Nein zum Schönheitswahn, lässt sich aber dank Photoshop ewig perfekt gestylt ablichten. Da sagt sie Nein dazu, zu viel Zeit in Social-Media-Accounts zu investieren, berichtet aber mehrfach von Tausenden unbeantworteter Freundschaftsanfragen und zahlreichen Posts. Da stellt sich dem Leser schon ernsthaft die Frage, wie ernst er das nehmen muss …
Flott und amüsant geschrieben ist der Titel allemal, das darin Erzählte hätte für einen witzigen Live-Auftritt gereicht, wiederholt sich allerdings mit immer wieder abgewandelten Nuancen. Aber nur so lassen sich eben mit relativ wenig Inhalt die Buchseiten füllen. Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt, und nicht zuletzt gibt es unendlich viele Ursachen, warum wir zum Ja-Sagen neigen – aber die werden hier keineswegs beleuchtet.
Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht …