Nur in kleinen Mengen genießbar

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rebekka Avatar

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Anekdoten sind wie Weihnachtsplätzchen: Wohldosiert genossen schmecken sie richtig gut. Konsumiert man sie aber in großen Mengen, kann einem schnell schlecht davon werden. So erging es mir jedenfalls bei der Lektüre dieser Schülerantworten, Ausreden und Elternanrufe, die die beiden SPIEGEL Online Redakteurinnen in ihrem zweiten Buch zusammengetragen haben.
Konnte ich zunächst über die kreativen Übersetzungen aus dem Englischen, die von keiner Sachkenntnis getrübten Glanzleistungen aus dem Geschichts- und Politik-Unterricht und die phantasievollen Antworten im Deutschunterricht noch lachen oder wenigstens schmunzeln, verging mir der Spaß im Laufe des Lesens immer mehr. Was man den kleinen Fünft- und Sechstklässlern noch durchgehen lassen kann, ist bei Oberstufenschülern einfach unverzeihlich. Mit solchen Leistungen wollen sie Abitur machen? Nicht witzig!
Auch die Zwischenbemerkungen der beiden Autorinnen lösten bei mir keinen Heiterkeitseffekt aus. Warum nur müssen sie die Antworten mit flappsigen Bemerkungen schon vorweg nehmen? Und schlimmer noch: Warum um Himmels Willen erklären sie in Info-Kästen auf oberlehrerhafte Weise, worin sich der Schüler gerade geirrt oder was er nicht gewusst hat? Wer ein solches Buch liest, hat mit Sicherheit die Schule hinter sich und sollte sich in den angesprochenen Themen eigentlich auskennen.
Die überhaupt nicht komischen „Geständnisse“ aus dem Lehrerzimmer hätte man sich auch sparen können und dafür ein paar „Klopfer“ aufnehmen, die sich die Damen und Herren Pädagogen im Unterricht selbst geleistet haben. Daran erinnern wir uns doch alle: Auch Lehrer wissen nicht alles, reden manchmal dummes Zeug und drücken sich gelegentlich unverständlich aus. Man muss nur mal auf Klassentreffen ehemaliger Schüler gehen, da kann man Pauker-Sprüche aus dem Unterricht ohne Ende sammeln.