Mit einer chinesischen Reisegruppe quer durch Europa

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Christoph Rehage hat mehrere Jahre in China gelebt. Nach einem ersten Buch über eine Wanderung durch China („The longest way“) möchte er sich als Teilnehmer einer chinesischen Reisegruppe auf eine Reise durch Europa machen. Sein Ziel ist es, zu erfahren, was Chinesen über uns Europäer und unsere Heimat denken. So bricht er auf als einer von zwölf Reisenden mit chinesischem Reiseleiter, quer durch Europa. Zur Erkundungstour gehören sowohl kulturelle Pflichtstationen wie Schloss Neuschwanstein, Florenz und Paris, aber auch heimliche Lieblingsziele wie z.B. Einkaufszentren. Wie die anderen Teilnehmer beschäftigen ihn sowohl die Höhepunkte der Reise selbst wie auch das Drumherum: das Essen, die Einkäufe für die Daheimgebliebenen, Schweizer Uhren, deutsche Kuckucksuhren, Babymilchpulver und vieles mehr.
Dass er fließend Mandarin spricht, erleichtert seinen Plan. Er sieht sich auch niemals in der Rolle des Reiseleiters, selbst wenn er vielerorts dafür gehalten wird. Dafür aber versteht er es sehr gut, sowohl die Eigenheiten von uns Europäer bzw. Deutschen einerseits humorvoll zu schildern, wie sie seine chinesischen Freunde erleben. Aber auch die Gegenseite kann er sympathisch herüberbringen, ohne dass eine der beteiligten Nationen ihr Gesicht verlieren müsste. Das ist äußerst erfrischend und lässt viele Einblicke in andere Kulturen und Mentalitäten zu, ohne sie zu bewerten. So entsteht ein interessantes, einfühlsames Buch über die Menschen diesseits und jenseits des Busfensters. Auch die Klischees haben dabei ihren Platz – und sind doch nichts weiter als liebevolle Anekdoten, eine weitere Facette im Erleben des Anderen, Unbekannten.
Mich hat das Buch wunderbar unterhalten, ich kam mir fast schon vor, als würde ich als blinder Passagier an der Busreise teilnehmen. Deshalb von mir eine unbedingte Leseempfehlung und selbstverständlich die volle Punktezahl.