So la la

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rebekka Avatar

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Schade. Der Bericht über die Tour einer chinesischen Reisegruppe durch Europa war leider nicht so witzig wie der Titel andeutete und die ersten Seiten vermuten ließen. Die Suche nach einer Reisegruppe war noch unterhaltsam, die Einträge im Katalog des Reisebüros lasen sich sogar äußerst amüsant. Doch dann ist Autor Christoph Rehage wohl seine Liebe zu China und den Chinesen in die Quere gekommen. Anders lässt sich nicht erklären, dass in seinem Buch kaum ein Wort über kulturelle Missverständnisse, unterschiedliche Mentalitäten oder Vorurteile und ihre Auswirkungen zu lesen ist.

Seine Reisegruppe benimmt sich vorbildlich, stört sich nicht am miserablen Essen, fragt nicht nach fremden Sitten und Gebräuchen und tut genau das, was man von Chinesen in Europa erwartet: Fotos schießen und einkaufen. Nicht einmal der schöne Begriff aus dem Buchtitel fällt auf diesem Tripp: Mit „Neuschweinstein“ hatte vor Jahren eine Freundin in China den Autor konfrontiert. Und die verballhornte den Namen nicht aus Unkenntnis – wie man vielleicht denken könnte – sondern weil sie ihren Bekannten aus Deutschland necken wollte.

Mag sein, dass die Reise von Christoph Rehage so abgelaufen ist: Ohne irgend einen Höhepunkt, ohne witzige Begegnungen von Europäern und Chinesen, ohne deutliches Aufeinanderprallen der Kulturen. Mir kam es aber so vor, als wollte es der Autor unbedingt vermeiden, dass sich die deutschen Leser über seine Mitreisenden lustig machen. Dafür spricht auch der zweite Teil, in dem er die zwölf Europatouristen in ihrer Heimat besucht. Wieder passiert nichts Interessantes, wieder haben seine Berichte keine Pointe, wieder macht sich beim Lesen Langeweile breit.

Vielleicht bin ich die Lektüre dieses Buches ja mit falschen Erwartungen angegangen. Vielleicht hat Christoph Rehage aber auch einen Bericht geschrieben, den man aus Sicht des Lesers nur mit dem Urteil „So la la“ bewerten kann.