Morde im bibliophilen Milieu - spannende Unterhaltung!

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Inhalt
Die Buchhändlerin Faja Bartels erhält während einer Autorenlesung in der Buchhandlung „Schriftzeichen“ ein Handyvideo, in dem ihr Kollege Claas Rehagen zu sehen ist. Er ist mit Klarsichtfolie an einen Stuhl gefesselt, ein Zettel vor seiner Brust fordert Faja auf, eine „spannende Geschichte in fünf Wörtern“ zu erzählen, ansonsten werde ihr Bekannter sterben. Faja hält das für einen Scherz von Claas und reagiert falsch, wodurch sie quasi sein Todesurteil unterschreibt. Als weitere Menschen unter vergleichbaren Umständen sterben, wird es den Ermittlern um Kommissar Simon Schierling klar, dass sie es mit einer Mordserie zu tun haben, die im „Literatur-Milieu“ angesiedelt ist. Die Opfer sind Mitglieder einer Online-Community namens „Bücherjunkies“, der Mörder stellt literarische Aufgaben, die am Vorbild Ernest Hemingways orientiert sind und an jedem Tatort wird der sehr erfolgreiche Krimi „Dunkelheit, mein Freund“ von David Sanford vorgefunden.
Das erste Mordopfer hat eine sehr negative Rezension zu diesem Buch geschrieben, deshalb gerät der Autor, der offenbar etwas zu verbergen hat, unter Verdacht. Aber es gibt in Fajas Umfeld weitere Personen, die sich verdächtig machen.
Simon erhält bei seinen Ermittlungen Unterstützung von Jaro(slav) Schrader, einem Zielfahnder, der nach einem gründlich misslungenen Festnahmeversuch mit Todesfolge derzeit suspendiert ist, bis er sich einer Therapie bei einer Psychotherapeutin unterzogen hat. Jaro nimmt es mit den Dienstvorschriften nicht so genau und wird dadurch zum wertvollen Helfer für Simon.


Beurteilung
Die Handlung von „Nicht ein Wort zu viel“ ist im weitesten Sinne im Literaturbetrieb angesiedelt, die in die Mordserie verwickelten Personen sind - mehr oder weniger erfolgreiche - Autoren, leidenschaftliche Leser, organisiert im Online-Forum „Bücherjunkies“, sowie Buchhändler und Rezensenten.
Die Aufgabenstellung des Mörders ist originell und es überrascht, wie viel man tatsächlich mit nur fünf Worten erzählen kann. Als Beispiel für diese Flash Fiction dient eine minimalistische Geschichte von Hemingway: „Zu verkaufen: Babyschuhe, nie getragen“.
Die Handlung gestaltet sich ziemlich komplex, es ist für die Ermittler nicht einfach, ein Motiv für die merkwürdigen Taten zu eruieren, zumal es in Fajas persönlichem Umfeld einige Ungereimtheiten gibt, die auch andere als „literarische“ Motive denkbar erscheinen lassen.
Die Charaktere der Hauptfiguren Faja, Jaro und Simon, aus deren Perspektiven abwechselnd berichtet wird, sind individuell ausgearbeitet.
Durch den Perspektivwechsel gestaltet sich die Lektüre kurzweilig und die zunehmende Spannung im Handlungsverlauf sorgt ebenfalls dafür, dass man das Buch nur ungern aus der Hand legt.
Die Auflösung ist nicht zu früh absehbar, wirkt aber am Ende nicht völlig realistisch.


Fazit
Spannende Unterhaltung über eine Mordserie im bibliophilen Umfeld – lesenswert!