Alpträume tragen zur Lösung bei

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mammutkeks Avatar

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Weil Judith Krieger durch einen Alptraum aufwacht, wird sie bei ihrer nächtlichen Joggingrunde Zeugin der Auffindung eines Mordopfers. Ihm ist das Gesicht weggeschossen worden, so dass die Identifikation sich schwierig gestaltet. Doch schließlich gelingt sie - und deutet auf eine schon 20 Jahre zurückliegende Familientragödie.

Krieger hat jedoch nicht nur Alpträume, sondern bekommt auch merkwürdige Fotos geschickt, die auf eigenartige Weise zu ihr gelangen. Denn woher soll dem Täter ihre Privatadresse bekannt sein - und wie gelangen die eigentümlichen Briefe in ihr dienstliches Postfach?

Bei den Ermittlungen deuten sich Bezüge zu einem Kinderheim an, das bereits während der NS-Zeit existierte und in entsprechender Tradition auch nach dem Krieg weitergeführt wurde. Klönne bezieht sich bei diesem Thema auf das damalige Standardwerk zur Erziehung von Kindern - und bringt damit ein historisch brisantes und lange Zeit vergessenes Thema in den Krimi.

In einer parallelen Handlung wird von Eric Sievert erzählt, der in der Nähe des hessischen Atommeilers Biblis auf Schatzsuche geht - immerhin hat er schon einen bronzenen Schild gefunden und gewinnbringend verkauft. Allerdings ist sein aktueller Fund weniger angenehm - Skelettreste, die dann auch den Zusammenhang zum Fall von Julia Krieger herstellen.

Durch viele Personen- und Perspektivwechsel sowie immer länger werdende Einblicke in die Hintergründe des Täters wird die Geschichte vorangetrieben. Das Tempo, das Klönne in ihrem fünften Fall um das Ermittler-Duo Krieger/Korzilius anschlägt, ist nicht sehr schnell. Sie lässt sich Zeit, ihre Personen mit einigen ihrer persönlichen Probleme einzuführen - ohne dass dies zu ausufernd geschieht.

Die Verbindung von problematischer Historie und Krimi gefällt mir immer - und ist auch Klönne hier gut gelungen. Mein Problem ist die Zeitleiste, die mir unlogisch vorkommt. Es hat sehr lange gedauert, bis es zu den Taten gekommen ist - und mir ist einfach nicht klar, warum gerade dann. Aber das ist nur ein kleinerer Kritikpunkt, der bezüglich einer unvollendeten Geschichte rund um den Reporter René Zobel ist größer. Denn diese Figur und seine Nachforschungen nehmen im Mittelteil des Romans einen relativ großen Raum ein, werden dann aber nicht zuende geführt.

Sprachlich ist "Nichts als Erlösung" sicher gelungen - einige Wiederholungen insbesondere beim Rauchverzicht von Judith Krieger und den Alpträumen können den Gesamteindruck nicht nachhaltig trüben.