Düstere Stimmung

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c-bird Avatar

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Bei einem nächtlichen Joggingausflug stolpert Kriminalhauptkommissarin Judith Krieger über eine Leiche. Ein Toter, dessen Gesicht bewusst weggeschossen wurde. Die ersten Ermittlungen bringen zunächst die Identität des Opfers zutage. Es handelt sich um Jonas Vollenweider, dessen Eltern früher ein Kinderheim leiteten. Doch die Eltern und auch die Schwester des Toten wurden vor 20 Jahren selbst Opfer eines brutalen Verbrechens. Ein Blutbad im eigenen Haus, von den Leichen selbst jedoch keine Spur. Wer war Täter, wer Opfer? Der Fall von damals wurde nie geklärt.

Schnell zeigt sich, dass beide Fälle eng miteinander verknüpft sind. Der Täter ist den Ermittlern immer einen Schritt voraus. Er beobachtet, fühlt sich sicher und spielt Judith Krieger immer wieder anonym Bilder mit Hinweisen zu. Diese muss feststellen: ihre Person scheint im Zentrum des Falles zu stehen…

Dies ist der fünfte Fall für Judith Krieger, jedoch mein erstes Buch von Gisa Klönne. Trotz mehrerer Verweise auf vergangene Fälle kam ich gut mit der Handlung zurecht. Die Protagonistin wirkte auf mich etwas spröde und trocken. Vielleicht hätte eine bessere Herausarbeitung des Charakters mit ihren Gedanken und Gefühlen die Person Judith Krieger sympathischer gemacht. Ganz anders hingegen ihr Kollege Manni. Ein sympathischer, cleverer Kerl mit Instinkt. Er kämpft mit privaten Problemen und weiß nicht, ob er der Rolle des werdenden Vaters gewachsen ist. Überhaupt gibt es in diesem Buch jede Menge gewollte und ungewollte Kinder, solche, die im Heim aufwachsen mussten oder eine unglückliche Kindheit hatten. Weniger wäre hier mehr gewesen.

Besonders gelungen hingegen die Einschübe, in denen aus des Täters Perspektive erzählt wird. Je tiefer man in die Psyche eindringt und über die Erlebnisse aus der Kindheit erfährt, desto besser glaubt man ihn zu verstehen. Es baut sich eine richtige Wut gegen das damalige System auf.

Der Schreibstil war nicht so wirklich meins. Ironischer weise lässt Frau Klönne einen Journalisten auch noch über die Kunst der kurzen Sätze reflektieren. Dieser Schuss ging nach hinten los, die kurzen Sätze immer mal zwischendurch haben mich überhaupt nicht überzeugt. Ansonsten recht spannend, besonders der Wechsel zwischen den einzelnen handelnden Personen war gelungen.

Die Idee zu dem Buch fand ich super, ansonsten gibt es einen Stern Abzug für den Schreibstil.