Ein Hilferuf

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clara_fall Avatar

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Nach einer sehr viel versprechenden LP und einer sehr langen Wartezeit auf das Leseexemplar waren meine Erwartungen um so größer und sie wurden größtenteils beim Lesen auch erfüllt. Dies war mein erstes Buch von Gisa Klönne, ist aber bereits der 5.Fall ihrer Hauptfigur Judith Krieger. Immer wieder klingen Geschehnisse aus vorherigen Fällen an, so dass der Leser erahnen kann, welch ein schmerzhafter, ereignisreicher Weg bereits hinter Judith liegt. In diesen aktuellen Fall schlittert sie unerwartet hinein, als sie nach einer unruhigen Nacht Ablenkung beim Joggen sucht. Der Tod eines Mannes und ein seltsamer Traum beschäftigen sie von nun an Tag und Nacht. Mitten in der heißen Phase, sich das Rauchen abzugewöhnen, hat sie mehrmals das Gefühl, ihre Sinne schlagen ihr ein Schnippchen. Sie meint, den Täter riechen zu können. Ein kurzer Abstecher nach Samos bringt ihr ein Gefühl von "wirklichem Leben", weitere Ermittlungen bringen ihr jedoch keinen Ausweg aus diesem Strudel aus Verantwortung und Pflichtgefühl. Erst sehr spät merkt sie, wem sie da eigentlich die ganze Zeit auf der Spur ist. Auch der Leser hat lange keine Ahnung, wer sich hier aus einem Morast voller Unmenschlichkeit über viele Jahrzehnte als Schuldiger "herausschält". Einzige Hinweise sind maschinengeschriebene kurze Briefe des Täters, der gleichzeitig Opfer ist. Nur wenige Erklärungen aus der Zeit im Heim klingen an, die nach Verständnis beim Leser suchen. Manchmal hätte ich mir mehr Details gewünscht, um mehr Vorstellung von dieser Zeit und Thematik zu bekommen, die bisher nur in wenigen Büchern behandelt werden.

Gisa Klönne hat in ihrem Buch wirklich etwas zu erzählen, man fühlt sich zu keiner Zeit gelangweilt und die Spannung bleibt bis zum Schluss. Erst durch dieses Buch bin ich auf die Judith Krieger-Reihe aufmerksam geworden und es macht Lust, sich auch mit den alten Fällen auseinanderzusetzen. Bei der LP fand ich das Cover noch passend, jetzt nach dem Lesen des ganzen Buches finde ich es nicht mehr so passend. Ein Mädchen auf der Flucht - ist es Miriams Flucht vor dem Mörder? Da dieses Geschehnis eher nicht der Mittelpunkt der Handlung ist, sondern ein Heim voller trauriger Jungen, wäre ein kleiner Junge auf der Flucht vor seinen Peinigern meiner Meinung nach passender gewesen.