Hammer!

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Gisa Klönne ist seit Jahren eine meiner deutschen  Lieblingsautorinnen. Allerdings hatten die letzten beiden Bücher für meine Begriffe an Spannung verloren, sie kreisten zuviel um die Person Judith Kriegers. Diesmal jedoch gab es nur anfangs eine längere Beschreibung von Judiths Problemen, dann ging es voll zur Sache.

Ein Toter wird gefunden, der -wie sich später rausstellt - vor zwanzig Jahren als Hauptverdächtiger am Mord an seinen Eltern und seiner Schwester galt. allerdings wurden deren Leichen nie gefunden. Die Familienidylle war zu diesem Zeitpunkt aber schon längst zerstört. doch nun wird genau dieser Sohn selbst ermordet und alle Spuren scheinen in die Vergangenheit zu führen - einer Vergangenheit, in der das Familienoberhaupt Heimleiter war und mit seiner Familie auf dem Gelände des "Hauses Frohsinn" lebte. Froh jedoch war dort scheinbar niemand....

Es ist Gisa Klönnes Verdienst, dass ich aus dem heißen Kölner Sommer zeitgleich in eine Jahrzehnte zurückliegende Zeit eingetaucht bin, in der Strafen, Schläge und unbedingter Gehorsam oberstes Gebot waren. Als Kind der 60er Jahre kenne ich durchaus noch solche Autoritäten in Kindergärten und Schulen. Kaum mag ich daran denken, was mit hilflosen Kindern, die als Waisen keine Fluchtmöglichkeiten hatten, in solchen Heimen alles passiert ist. Es war die Zeit, als Lehrer, Erzieher, Pfarrer etc. immer Recht hatten, Kinder hatten keine Lobby. Dies resultiert aus der Nazizeit, Gisa Klönne zitiert ein Erziehungsbuch, von Hitler favorisiert, das bis in die 70er Jahre Standard war.

Gisa Klönne erzählt dies alles ohne große Theatralik, die Spannung baut sich immer mehr auf, jeweils abwechselnd mit der nüchternen Polizeiarbeit. Um so mehr beschleicht einen dauernd ein düsteres Gefühl , das sie mit ihrer klaren markanten Sprache und kurzen Sätzen, manchmal wie Hammerschlägen heraufbeschwört. Dieses Buch ist nicht zu verwechseln mit einem Heimatkrimi, wie er z. Zt. sehr populär ist. Köln erscheint eher zufällig als Schauplatz, weil alle Krieger-Krmis dort spielen. Die Handlung könnte aber überall spielen und das gefällt mir. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und bin ziemlich froh, dieser Zeit entflohen zu sein... Vielen Dank Vorablesen, dass ich dieses Buch rezensieren durfte!